Wer nicht das Glück hatte, eines der raren Konzerte von Radiohead zu sehen, kann jetzt mit dem Live-Album "I Might Be Wrong" überprüfen, ob die VH1-Nominierung in der Kategorie "Hottest Live Show" gerechtfertigt ist - oder einfach nur die hervorragende Performance genießen.
Nachdem Radiohead nach dem 1997 erschienenen "OK Computer" fast drei Jahre lang nichts von sich hören ließen, bescheren uns die fünf Herren aus Oxford nach dem wunderbaren "Kid A" und "Amnesiac" innerhalb von etwas mehr als einem Jahr jetzt mit "I Might Be Wrong" auch noch ein Live-Album mit acht Songs der vergangenen Open-Air-Tour; gerüchteweise kann man bereits im nächsten Frühjahr mit einem B-Seiten-Album rechnen. Goldene Zeiten für Radiohead-Fans also.
Die in Berlin, Oslo, dem römischen Amphitheater in Vaison-Le-Romaine und im South Park von Oxford aufgenommenen Tracks sind natürlich - wie zu erwarten war - soundtechnisch hervorragend und von höchster Aufnahmequalität. Eindrucksvoll zeigen Thom Yorke und Co., was sie live zu bieten haben - und daß sie, womit keiner gerechnet hätte, auch die neuen elektronischeren Nummern auf der Bühne absolut gelungen umsetzen können. Die Live-Versionen der neueren Stücke entfernen sich teilweise sehr weit von ihren Studiopendants, was sich aber keineswegs nachteilig auswirkt.
Die markante Baßlinie eines "The National Anthem" gibt sich zum Beispiel live deutlich fetter als auf CD, Yorke’s abgehackte Stimme wird passend begleitet vom Knarren, Quietschen und Klimpern aus Jonny Greenwoods kuriosem Elektroequipment. Bei "Like Spinning Plates" hingegen wird eine knisternde Atmosphäre geschaffen, indem die zuckenden Elektronikspielereien des Originals hinter einsamen Klavierpassagen im Hintergrund verschwinden.
Heftiger geht’s bei "Idioteque" und "Everything In It’s Right Place" zu, den ein wenig technoid angehauchten "Kid A"-Songs, die Yorke hörbar Spaß machen und nicht nur ihn zum Tanzen animieren. Die ruhige Schlußnummer, das bisher unveröffentlichte "True Love Waits", eine melancholische Nummer, bei der Yorkes Gesang lediglich von einer Akustik-Gitarre begleitet wird, ist nicht nur unter eingefleischten Fans heiß begehrt.
Radiohead schaffen es auf "I Might Be Wrong", mit acht Songs die Konzert-Atmosphäre überzeugend einzufangen. Trotz solider Performance und der überzeugenden Aufnahmequalität sind Radiohead-Neulinge mit "Kid A" und "Amnesiac" aber besser beraten. Live-Alben sind eben vorrangig für Fans interessant - und die haben das Album wahrscheinlich sowieso schon zu Hause im Regal stehen.
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