Japanophile, aufgepaßt! Von 15. bis 18. März findet in Köln heuer zum ersten Mal das "Cine Asia Filmfestival" statt. Jürgen Fichtinger wirft einen Blick hinter die Kulissen und berichtet darüber, was Sie dort an Asian-VIPs und -Filmen erwartet.
Kaum zu glauben, was sich demnächst bei unseren deutschen Nachbarn abspielen wird. Vier Tage lang steht die Stadt Köln nämlich ganz im Zeichen des japanischen Films - und präsentiert ein Programm, bei dem sich Berlinale & Co. noch etwas abschauen können. Neben einem umfangreichen Angebot an erstmals (und wahrscheinlich leider auch zum letzten Mal) im deutschen Sprachraum aufgeführten Nippon-Novitäten werden eher selten gesehene Filme von Regisseuren wie Kitano Takeshi oder Kurosawa Kiyoshi gezeigt. Obwohl das Film-Line-up zu diesem Zeitpunkt noch nicht hundertprozentig bestätigt ist, darf man sich auf einige cineastische Meisterwerke freuen.
Da wäre zum Beispiel "Monday", das bis dato letzte Werk des großartigen Sabu ("Postman Blues", "Unlucky Monkey"). In diesem wohl abgefahrensten Film des Regisseurs wird mit gewohnter Popästhetik und Geschwindigkeit - gewürzt mit ein wenig Lynch - die Geschichte eines Mannes erzählt, der mutterseelenallein in einem Hotelzimmer erwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Nach und nach kommen dann doch ein paar Gedankenfetzen, bis ihm schließlich wieder einfällt, daß er einer lokalen Yakuza-Größe die Frau ausgespannt und auch sonst noch ein paar schwerwiegende Fauxpas begangen hat. Unvergeßlich für den Zuseher bleibt mit Sicherheit die grandios abgedrehte Tanzszene zwischen Tsutsumi Shinichi und der holden Gangsterbraut.
In "Versus" läßt Newcomer Kitamura Ryuhei ebenfalls den Fugu raus, denn in diesem New-Age-Yakuza-Spektakel geht im wahrsten Sinne des Wortes die cinematographische Post ab. Man erinnere sich bei dieser Gelegenheit an Miikes "Fudoh"... Dieser Regisseur ist übrigens gleich mit drei seiner neueren Werke auf dem "Cine Asia Filmfestival" vertreten, darunter "The City of Lost Souls", einem typisch übersteigert-mangaesken Action-Spektakel. Miike, der zuletzt mit der Eingangssequenz von "Dead or Alive" das wohl furioseste Film-Opening seit langem inszenierte, gehört momentan zu den angesagtesten Filmemachern im Land der untergehenden Sonne.
Weiters zeigt uns Ishii Takashi ("Gonin", "Black Angel") anhand des unterkühlten Thrillers "Freeze Me", was man so alles mit einem Kühlschrank anstellen kann, während Großmeister Kitano Takeshi mit "Scene at the Sea", die japanische Antwort auf sämtliche US-Surferfilme gibt.
Ebenfalls auf dem Programm steht der inoffizielle Sieger aus Cannes: Ayoama Shinjis dreistündiger "Eureka", mit Superstar Yakusho Koji in der Hauptrolle. Animaniacs dürfen sich wiederum über "Vampire Hunter D" freuen, und am Rande soll noch erwähnt werden, daß "Rush!", das neueste Werk von Zeze Takahisa ("Hysteric) Weltpremiere feiert. Für Freunde des japanischen Schriftstellers Murakami Ryu gibt es außerdem die Verfilmung seines Romans "Love & Pop" zu sehen.
Doch nicht nur filmische Leckerbissen erwarten die Besucher dieses Festivals - auch mit ein paar japanischen Größen unter den Gästen darf gerechnet werden. Mochizuki Rokuro, der Regisseur von "Chinpira" (nicht zu verwechseln mit Aoyamas gleichnamigen Film) wird nebst Produzentin zugegen sein; Kitamura Ryuhei reist mit gleich drei Hauptdarstellern aus "Versus" im Gepäck an. Ferner schaut noch "Keizoku"-Regisseur Tsutsumi Yukihiko vorbei, und mit etwas Glück darf man im März auch Miike Takashi höchstpersönlich begrüßen.
Wenn das Festival wirklich alles hält, was es verspricht, sollte man diesen Termin gleich für die nächsten Jahrzehnte reservieren, handelt es sich doch um ein Angebot, das man auf keinen Fall abschlagen sollte. Bleibt nur zu hoffen, daß sich die intensive Arbeit aller Beteiligten bezahlt macht und auch die Japanophilen Österreichs brav aus ihren Löchern kriechen, um die Veranstaltungsreihe zu besuchen. Wer sich schändlicherweise dennoch nicht zu einem kleinen Ausflug in die Stadt des Karnevals (der zu dieser Zeit glücklicherweise bereits vorbei ist) aufraffen kann, wird sich zu gegebener Zeit mit unserem "Festival-Tagebuch" begnügen müssen. Aber dann ist es garantiert zu spät!
PS: Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der offiziellen Homepage des Festivals.
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