Ein Nachruf auf den japanischen Regisseur und Monster-Spezialisten Jun Fukuda (17. Februar 1924 - 3. Dezember 2000) - von Martin Sitzwohl.

Am Abend des 3. 12. 2000 verstarb - nach langer schwerer Krankheit - Regisseur Jun Fukuda an den Folgen von Lungenkrebs. Mit dem Tod des 77jährigen ist der letzte jener drei Filmemacher von uns gegangen, die für sämtliche japanischen Godzilla- und Monster-Sci-Fi-Movies der sechziger und siebziger Jahre (Produktion und Regie) verantwortlich zeichneten.

Fukudas Begräbnis fand am 16. Dezember statt, demselben Tag, an dem der neueste Godzilla-Film ("Gojira X Megagurius") Premiere in den japanischen Kinos hatte. Ein makabrer Zufall? Ob die Massen die Kinos stürmten oder lieber Mr. Fukuda die letzte Ehre erwiesen, wurde hierzulande nicht bekannt. Fans der ersten Stunde waren an diesem Tag mit ihren Gedanken sicher näher bei den Seventies-Godzilla-Werken des verstorbenen Meisters als bei der neuen High-Tech-Version 2000.

Der am 17. Februar 1924 geborene Jun Fukuda verließ 1941 sein Heimatland Korea, um auf der Matsugagawa High School in Tokio sein Kunststudium zu beginnen. Nach diversen Universitätswechseln und dem Einsatz als einfacher Soldat im Zweiten Weltkrieg wollte es der Zufall, daß er 1951 einen Job bei der japanischen Filmfirma Toho bekam. Als Second Unit Director lernte er namhafte Leute wie den Schauspieler Toshiro Mifune oder Regisseure wie Akira Kurosawa und Inoshiro Honda (der bereits die Planung für den ersten Godzilla-Film "Gojira" [1954] übernommen hatte) kennen.

1956 war es dann soweit: Die Zusammenarbeit der beiden brachte "Rodan" ("Radon/Die fliegenden Monster von Osaka") zur Welt. Honda führte Regie, und Fukuda übernahm die Effekte und einen Teil des Drehbuchs. 1960 debütierte Fukuda schließlich selbst als Regisseur - und zwar gleich mit zwei Filmen, "Dangerous Playing With Fire" und "The Secret of Telegian". Bei letzterem handelte es sich um den dritten Teil einer "Invincible Man"-Serie, deren von Honda verfilmte Vorgänger bereits große Renner an den japanischen Kinokassen gewesen waren. So war Fukudas erster Erfolg beinahe vorprogrammiert.

Es folgte eine Reihe weiterer kleiner Dramen und Kriminalfilme, bis der aufstrebende Regiestar 1966 mit "Godzilla tai Ebirah" ("Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer") seinen ersten Streifen mit der Riesenechse herausbrachte. Weitere Filme über unser aller Lieblingsmonster und seine gigantischen Gegner sollten folgen. So war es beispielsweise Fukuda zu verdanken, daß neue Kreationen wie Gigan, Megalon und Mechagodzilla die Leinwand eroberten - und obwohl seine Godzilla-Filme nie den technischen Status der Honda/Tsuburaya-Produktionen erreichen konnten, zählen sie gerade wegen ihres trashigen Charmes zum Pflichtprogramm jedes wahren Fans von Big G. Selbst ein dämlicher Godzilla junior oder sprechende Gummimonster (King Ghidrah hält ein Schwätzchen mit Gigan) seien Fukuda hiermit verziehen. Viele der von ihm kreierten Monster wurden nicht umsonst in den späten neunziger Jahren wieder zu neuem Leben erweckt (z. B.: "Gojira tai Mechagojira", 1993).

Nebenbei arbeitete der Regisseur an der Fernsehserie "Zone Fighter" ("Ningen Zone"), in der Godzilla und Freunde teilweise kurze Gastauftritte absolvieren durften. Die 26teilige Staffel hatte einen überdimensionalen Supermann als Protagonisten und Helden, der gegen böse Aliens und deren Monsterbrut zu bestehen hatte. 1977 zeichnete Fukuda dann für die Special FX des Films "The War in Space" verantwortlich - ein Big-Budget-Versuch japanischer Filmbosse, den Hype der "Star Wars"-Welle zu nutzen, welcher sich jedoch als Riesenflop erweisen sollte.

Ende der siebziger Jahre wurde es dann still um den Regisseur. Toho und Daei (Gamera und Co.), die beiden größten Filmstudios Japans, stellten ihre Produktion ein oder verlagerten ihre Aktivität (mit Ausnahme einiger großer Samurai-Epen wie z. B. "Kagemusha" - Regie: Akira Kurosawa/Inoshiro Honda) auf Fernseh- und Kinderprogramme. Was blieb, waren Aufträge für diverse Dokumentationen und Drehbücher sowie ein paar kleinere Filme, die jedoch nie außerhalb des japanischen Marktes zu sehen waren. Fukuda wirkte verbittert. In diversen Interviews ließ er verlauten, daß es wohl besser gewesen wäre, nie ein Remake des legendären Godzilla-Films von 1954 zu machen. Sein Interesse an Monsterfilmen sei geschwunden bzw. gänzlich verlorengegangen.

Als 1985 das große Godzilla-Revival eingeleitet wurde, war es daher nicht verwunderlich, daß statt des Meisters eine neue Generation junger Regisseure verpflichtet wurde, deren Vorbilder aber bis zum heutigen Tag Inoshiro Honda und Jun Fukuda geblieben sind. Weil bekanntlich selten was Besseres nachkommt...


P. S.: Nur wenige Tage nach dem Tod Fukudas verstarb auch Kia Ifukube, die Frau von Akira Ifukube, der für fast alle "Godzilla"-Filme sowie eine Unmenge anderer japanischer Produktionen die Filmmusik schrieb.



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