Musik_Daddy G - DJ-Kicks

Der Rasta-Mix

Der Massive-Attack-Brummbär legt auf seiner Mix-CD nicht nur Lieblingsplatten auf, sondern auch Reggae als wichtigen Einfluß der Band dar - nur ohne Ausblick auf deren Zukunft.    17.11.2004

Die Plattenkiste des Massive-Attack-Mitglieds Grant Marshall alias Daddy G ist unglaublich groß. Und sehr tief - räumlich gesehen. Noch bevor der "Bristol Sound", stellvertretend für die musikalischen Ergüsse der südenglischen Stadt, von Speerspitzen wie den TripHop-Pionieren Massive Attack kreiert wurde, konnte sich Daddy G dort in den frühen 80ern als jüngster DJ etablieren. Im Künstlerkollektiv Wild Bunch Sound System sorgte der Local Hero unter anderem mit Tricky oder Smith & Mighty mit intelligenten Mix-Fähigkeiten an den Plattentellern für Furore.

Für die "DJ-Kicks"-Reihe des 1985 gegründeten Berliner Labels !K7 brauchte sich Daddy G nur seines Spürsinns besinnen, um ein ordentliches und erstaunliches Set zusammenzumixen. Die Künste an den Turntables werden in den Hintergrund gedrängt, er spielt die Platten einfach nur ab. Bescheidenheit ist eine Tugend, wenn sie in den richtigen Momenten eingesetzt wird.

Daddy G startet seine Selektion mit einer Huldigung an das legendäre Studio-One-Label, ohne dessen Gründung die Geschichte der jamaikanischen Musik garantiert anders verlaufen wäre. An die Tür dieser Firma in der Brentford Road 13 in Kingston klopften schließlich Bob Marley, die Burning Spears oder die Heptones an. Daddy G ist unglaublich beeinflußt von Reggae; an allen Ecken und Enden dieser Platte ist dieses Flair auszumachen. Nicht umsonst bezeichnet er Willie Williams´ chillig-langsames Stück "Armagideon Time" als seine "most favourite record ever", bei Melaaz´ "Non Non Non", der französischen Version des Studio-One-Klassikers, ist in grandiosen Momenten des Reggae-Stücks aber auch fast Edith Piaf herauszuhören.

Der instrumental sehr ausdifferenzierte Track "Just Kissed My Baby" kann mit souligem Rhythmus punkten, sogar softe Gitarrentöne mischen sich in die Samples. Richtungsweisende Stücke der Haus-Band Massive Attack wie das legendäre "Karmakoma" - im italienischen Remix-Design - oder der mit fetten Beats punktende, bisher nur auf dem "Blade 2"-Soundtrack erschienene Track "I Against I" (mit Mos Def), geben dem Album einen eher baßlastigen Spin. Als Höhepunkt des Albums sind schließlich zwei Massive-Attack-Remixes auszumachen: Die indischen Sounds auf "Mustt Mustt" sind genauso erfrischend wie die mit einer akustischen Gitarre eingeleitete Ureinwohner-Party mit Dschungel-Rhythmen im heißen Baßgewand ("Face A La Mer").

Beendet wird die Compilation mit Paul Oakenfolds Mix des Klassikers "Unfinished Sympathy". Ganz im Stil des Albums: sanft und ruhig dahingleitend.

Wo sich Daddy G mit seinem Massive-Attack-Partner Robert Del Naja endgültig hinbewegen wird, bleibt auch nach diesem Werk ungewiß. Nach dieser Schau nach hinten sollten sie aber wieder einen Blick nach vorne wagen.

David Krutzler

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