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AQUA
Digi Killed the Anastar

DK 2001

Label/Vertrieb:
Universal/BMG

Wertung:
øøøø

 


Eine interessante Strategie verfolgt die dänische Band Aqua in Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres dritten Albums: Zuerst redet sie von Auflösung - nur um die ahnungslosen Massen wenig später mit neuer Musik zu überraschen! Benny Denes durfte probehören.
 

 

Aqua
Digi Killed the Anastar
 

Am 12. August gaben die vier dänischen Plastik-Pop-Protagonisten namens Aqua überraschend ihre Auflösung bekannt. Dabei hatte die Journalistenschar auf der eilig anberaumten Pressekonferenz eigentlich Fakten über das längst fällige dritte Album erwartet, den Nachfolger des Erfolgswerks "Aquarius". Zwei Jahre lang waren die Dänen, die 1998 mit "Barbie Girl" einen weltweiten Nummer-eins-Hit hatten, mehr durch Liebeleien und Drogenaffären als durch musikalische Leistungen aufgefallen. (Die Regenbogenpresse jubelte beispielsweise über die Liaison zwischen Sängerin Lene und a-ha-Frontmann Morten Harket.) Inzwischen dürstete das gemeine Volk jedoch nach neuen Hymnen des Schwachsinns und ebenso belanglosen wie rührenden Schmuseballaden der Marke "Turn Back Time". Und darum hinterließen Aqua auf ihrer Pressekonferenz auch so viele enttäuschte und fassungslose Gesichter.

Wahrscheinlich wäre es auch dem EVOLVER-Mann auf dieser Veranstaltung so ergangen, hätte er nicht beste Beziehungen zur hübschen Lene. Das gemeinsame Interesse für Hunderennen hatte die beiden einst im umbrischen Montepulciano ihre Wege kreuzen lassen. "Alles fake!" gesteht Lene nur zwanzig Minuten nach der schamlos inszenierten Pressekonferenz bei einem Brötchen mit herzhaftem Havarti. Die Band hätte endgültig genug gehabt vom Plastikimage sinnlos herumquäkender Spinner.

"Ernste Musik, das wollten wir. Ob wir´s auch wirklich geschafft haben, weiß ich nicht", sagt sie und legt ein fünf Songs umfassendes Demo in den DAT-Player ein. Das neue Material überrascht vor allem durch eine Eigenschaft: es rockt wie Sau und groovt wie Hölle - so würden zumindest die Autoren einschlägiger Metal-Magazine den neuen Sound der vier Dänen beschreiben. Daß sich derartige Schreiber eines Tages für Aqua interessieren würden, hätte wohl selbst der größte Musikprophet (Wer ist das eigentlich? - Anm. d. Red.) nicht geahnt.

Insbesondere die potentielle Single-Auskopplung "You Ag. Him" besticht durch eine sofort in die Beine gehende Laut-leise-Dynamik, bei der Lene bisher unbekannte Gesangsfertigkeiten an den Tag legt. Der Titeltrack "Digi Ana" wiederum ist von einem konsequent durchgezogenen Breakbeat markiert, über den sich geschmackvoll arrangierte Klangteppiche legen. Keyboarder Claus (der Glatzköpfige aus dem "Dr. Jones"-Video) greift im zweiten Teil des Songs herzhaft in die tiefergestimmten Saiten und erinnert stellenweise an bewährte Klampfenarbeit Marke Alice in Chains. Wer hätte das erwartet?

Um ein erstes Fazit zu ziehen: Aqua sind ganz und gar nicht tot. Ganz im Gegenteil, die dänische Formation hat sich selbst neu erfunden und wird im Dezember mit "Digi Killed the Anastar" ein hochwertiges Alternative-Rock-Album vorlegen. Reumütig entschädigt jeder der elf Songs für die Sünden der ersten zwei Longplayer.