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EVOLVER: Und anschließend fahren Sie mit den Waren nach Hause?
Hackbarth: Natürlich nicht. Nachdem ich raus bin aus dem Laden, empfangen mich der Filialleiter oder der Geschäftsführer, und denen präsentiere ich dann meine Ausbeute. Wenn ich viel mitgenommen habe, verdiene ich noch das Geld für meine Miete dazu, indem ich Sicherheitslehrgänge gebe. Dabei verrate ich den Angestellten alle Tricks, mit denen Ladendiebe gewöhnlich arbeiten.

EVOLVER: Wie reagieren die Mitarbeiter eines Geschäfts, die Sie übers Ohr hauen?
Hackbarth: Wenn die mich erwischen - das passiert in etwa einem von acht Fällen -, wird es meist peinlich für mich. Die anderen Kunden starren einen an, und oft schlägt auch ganz schnell die blanke Aggression der Angestellten durch. Wenn die sich aber vom Chef eine Predigt anhören müssen, weil Sie mein Treiben nicht bemerkt haben, schauen sie meistens ziemlich dumm aus der Wäsche.

EVOLVER: Und wie verhalten sich Ihre Auftraggeber nach einem erfolgreichen "Teststecken"?
Hackbarth: Komischerweise sind die Geschäftsführer eher zufrieden, wenn ich etwas mitgenommen habe, ohne zu bezahlen. Vielleicht, weil sich der Einsatz dann gelohnt hat...

EVOLVER: Ihr Photo müßte doch inzwischen landesweit in allen Umkleideräumen der Supermärkte und Kaufhäusern hängen?
Hackbarth (lacht): So schlimm ist es ja doch noch nicht! Ich habe erst an die 800 Läden getestet und bin nur ganz selten als "Wiederholungstäter" aufgetreten. Sie müssen bedenken, daß ich ständig an neuen Orten operiere.

EVOLVER: Und wieviel "verdienen" Sie so im Monatsdurchschnitt?
Hackbarth: Ehrlich, das habe ich noch nie zusammengerechnet. Aber mein Lebensstandard ist jetzt garantiert höher als in meiner Zeit als Kaufhausdetektiv und Schnüffler.

EVOLVER: Finden Sie das Ihren Job nicht etwas anrüchig?
Hackbarth: Mag sein - aber nicht so anrüchig, wie gegen Bezahlung in Ehekrisen herumzustochern oder "diskrete Nachforschungen" im Rotlichtmilieu anzustellen.

EVOLVER: Können Sie uns noch eine besonders interessante oder witzige Anekdote aus Ihrer beruflichen Laufbahn erzählen?
Hackbarth: Im Grunde lebe ich ja in einer Anekdote. Aber meine Arbeit wird umso interessanter, je dreister ich werde. Einmal habe ich an einem Mittwoch in Köln ein Paar "Nike Air"-Sportschuhe für meinen Sohn gesteckt, der die Dinger dann zu Hause anprobiert hat. Die waren eine Nummer zu klein für ihn, also bin ich am nächsten Tag in Remagen in so ein Riesen-Schuhcenter gegangen und habe behauptet, daß ich die Schuhe dort gekauft und in meiner Freude über den günstigen Preis die Quittung verbummelt hätte. Nach etwas Zögern tauschte man sie mir in ein Paar der richtigen Größe um.

EVOLVER: Zum Abschluß möchten wir noch gern wissen, wie Sie in einem Fragebogen Ihre Berufsbezeichnung angeben würden.
Hackbarth: Ich pflege mich als Einkäufer zu bezeichnen.
 
  

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