Wer "Kino Killer" (ed. belleville), das Buch von EVOLVER-Autor Christian Fuchs, noch nicht kennt, sollte es sich schleunigst besorgen. Demnächst soll im englischen Verlag Creation Books eine überarbeitete und aktualisierte Fassung dieses Standardwerks erscheinen. Zu diesem Anlaß hat der Autor exklusiv für den EVOLVER ein einschlägiges Lexikon der Serienkillerfilme von A-Z zusammengestellt - in mehreren Fortsetzungen. Wir wünschen viel Gänsehaut beim Lesen!

Teil 1: A-C


AMERICAN PSYCHO

USA 2000

Regie:
Mary Harron
Drehbuch:
Mary Harron und Guinevere Turner, nach dem Roman von Breat Easton Ellis
Kamera:
Andrzej Sekula
Musik:
John Cale
Darsteller:
Christian Bale
Willem Dafoe
Chloe Sevigny
Jared Leto

Wertung:
øøøø

Wer glaubt, die New Yorker Regie-Feministin Mary Harron ("I Shot Andy Warhol"), schließt mit ihrer Leinwandversion von "American Psycho" an die Ära der ambitionierten Serialkiller-Streifen an, der täuscht sich. Zumindest zum Teil. Denn Harrons Film versprüht zwar sehr wohl Intelligenz und Sarkasmus, handelt aber im Grunde weniger vom Themenkomplex "Serienmord" als von den Auswüchsen des Kapitalismus und schonungslosen Konsumierens. Die punkto Gewalt ungleich explizitere Buchvorlage verfolgt dasselbe Ziel - was Autor Bret Easton Ellis auch nicht müde wurde, zu betonen: Über-Yuppie Patrick Bateman ist kein Outlaw, Existentialist oder Nietzscheanisch-Sadescher Bösewicht, sondern ein am Reißbrett entworfenes Konstrukt, um den Terror von keimfreien Designerwohnungen, Nouvelle-Cuisine-Essen und Phil-Collins-CDs zu personifizieren. Weil ihm alle diese Statusobjekte keinen Kick mehr geben und er nichts mehr fühlt - deswegen killt Bateman.

Harron, die im Gegensatz zu manchen feministischen Kolleginnen sehr wohl die Message von Ellis verstand, destilliert das Treiben des Börsenmaklers zu einer bitterbösen Sozialsatire: weniger schockierend und ekelerregend als schonungslos witzig. Schönster Moment: Bale/Bateman nähert sich in seinem Luxusapartment grinsend und mit geschärfter Axt einem Opfer und erklärt dabei die Vorzüge des neuen Huey-Lewis-Albums. Die Banalität des Bösen.


BLUE STEEL
USA 1990

Regie:
Kathryn Bigelow
Buch:
Eric Red
Musik:
Brad Fiedel
Darsteller:
Ron Silver
Jamie Lee Curtis
Clancy Brown
Louise Fletcher

Wertung:
øøø

Visuell beindruckender, aber inhaltlich nicht ganz überzeugender Streifen einer der großen Regiehoffnungen der 80er Jahre. Bekannt durch ihre nachtschwarze Vampirballade "Near Dark", greift Kathryn Bigelow in "Blue Steel" erneut ihre Lieblingsthemen auf: Gewalt, Action, Körperlichkeit der Bilder. Wieder stellt Bigelow eine obsessive Liebe, die sich über alle Schranken hinwegsetzt, ins Zentrum der Geschichte und thematisiert den Konflikt zwischen einer solchen Leidenschaft und der Moral/dem Gesetz. Der Love-Story zwischen yuppiefiziertem Serienkiller (platt: Ron Silver) und weiblichem Cop (großartig: Jamie Lee Curtis) mangelt es aber letztendlich an Entschiedenheit und Konsequenz: Kein Zwiespalt, kein Funken Unsicherheit nagt in der Polizistin, wenn sie ihren bösen Ex-Lover im Finale ausradiert.



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