Harry Whittingtons Romane sind kurz, aber alles andere als schmerzlos. "Vergib mir, Killer" gilt als sein bestes Werk.
Neunmal mußte die geneigte Leserschaft der DuMont-Noir-Reihe in die kriminellen Untiefen begnadeter Autoren wie William McIllvanney, George P. Pelecanos oder Jonathan Gash eintauchen, bevor es ihr wieder vergönnt war, das Pulp-Reich Harry Whittingtons zu betreten. Mit "Vergib mir, Killer", Band 21 der wichtigsten deutschsprachigen Krimi-Reihe der 90er Jahre, gewährte Herausgeber Martin Compart dem Publikum zum dritten Mal einen Einblick in die zu Unrecht vergessene Welt der Original-Paperback-Klassiker.
Protagonist des rasant erzählten Romans ist der Cop Mike Ballard - ein Zyniker, wie er im Buche steht. Nach dem Mord an einer Prostituierten verschafft er dem vermeintlichen Täter Earl Walker eine Freifahrt in die Todeszelle. Dieser beteuert jedoch seine Unschuld, und schon bald klopft Walkers Frau Peggy an Ballards Tür. Wenn er die Unschuld ihres Mannes beweisen könne, wäre sie ihm sehr, sehr dankbar... Diesem Angebot kann Mike als echter Mann und Polizist (ganz in der Tradition der Krimis von Jim Thompson) einfach nicht widerstehen. Dummerweise ist er auch noch korrupt bis auf die Knochen, und so sieht er sich bald zwischen zwei Fronten: auf der einen Seite die eigenen Kollegen, auf der anderen der Mob. Walkers Chancen auf einen Freispruch sind also eher minimal.
Harry Whittington schafft es, hier auf knapp 180 Seiten eine derart mitreißende Story anzubieten, daß man nach jeder Seite erst darüber nachdenken muß, ob man das jetzt wirklich gelesen hat. Zudem gelingt es ihm, einen Protagonisten wie Mike Ballard glaubwürdig darzustellen, der Spillanes Mike Hammer wie einen lebensfrohen Knaben aussehen läßt. Der vielseitig begabte Autor, zu dessen literarischem Repertoire auch Heimatromane, Western und Sachbücher gehörten, weiß einfach, was eine gute Story ausmacht. Dabei bleibt er stilistisch stets kurz und prägnant, statt sich in ellenlange Worttiraden zu verstricken.
Whittingtons "Vergib mir, Killer" ist hochwertiger Pulp par excellence: schmutzig, gemein und so schön noir, daß man vor Freude (oder Entsetzen?) schreien möchte. Kaufen Sie dieses Buch; etwas anderes bleibt Ihnen gar nicht übrig.
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