Simian liefern, ähnlich wie die Beta Band, eine äußerst anziehende Kombination aus lieblichen Melodien und beunruhigender Stimmung. Trotz der unzähligen Referenzen, die sich auch bei diesem britischen Quartett aufdrängen, ist das Ergebnis doch ein äußerst eigenständiges, wenngleich auch teilweise etwas verschrobenes.
Erstmalig in Erscheinung getreten ist das aus Songwriter Simon Lord und den ursprünglich im Ambient-Bereich beheimateten Herren Jas Shaw, Alex MacNaughton und James Ford bestehende Projekt Simian letzten Herbst mit der sechs Stücke beinhaltenden EP "Watch It Glow", die zumindest in überschaubaren und gewöhnlich gut informierten Kreisen für Furore sorgte, wie man so schön sagt.
Die zwei herausragenden Tracks dieser EP ("Drop And Roll", "The Wisp") eröffnen nun auch das Debütalbum "Chemistry Is What We Are", wobei insbesondere zweiterer auch schon den ersten Höhepunkt darstellt: Simon Lords schwer psychedelischer Falsettgesang schwebt beinah unwirklich über derart ausgefunkt-fiepsenden Störgeräusch-Loops, das einem ganz anders wird; Stichwort: Pink Floyd vs. Boards Of Canadas "Music Has the Right to Children", in zuckerlrosa-tiefschwarz. Wer jetzt allerdings der Meinung ist, die ungefähren musikalischen Koordinaten seien hiermit schon abgesteckt, der irrt - aber wie: Der Track "Doba" zeigt nicht nur im Titel Verwandtschaft zu Doo-Wop; es folgen das von bezaubernden Orgelharmonien getragene "You Set Off My Brain" und "How Could I Be Right?", das ohne weiteres der derzeit sehr beliebten New-Acoustic-Movement-Schublade zugeordnet werden könnte. Die aktuelle Single "One Dimension" liefert dann überhaupt das Understatement schlechthin: "I see the world in one dimension", mantragleich vorgetragen und mit herrlichem Melodica-Einsatz versehen, woraufhin dann auch noch postuliert wird: "Clarity is bliss, chemistry is what we are".
Um die Referenzhölle noch ein Stück weiter aufzureißen: Simian bewegen sich auf ein Ziel zu, das Projekte wie Sensorama oder Mouse On Mars mit ihren jeweils letzten Werken - obzwar aus einer anderen Richtung kommend - anvisiert haben: die perfekte Verquickung von analogen Synths und Effektgeräten mit altbewährten Instrumenten. "Chemistry Is What We Are" ist eine wahrhaft wohltuende Symbiose von psychedelischem Pop, Krach, schrägen Electro-Beats und mystischer Kammermusik.
Wenn sie auch noch die zwei, drei Aussetzer ("Mr. Crow" bzw. "Three In A Corner", das das Country-Verständnis eines Beck nur schlecht verheimlichen und kopieren kann) auf dem Album vermieden hätten, wäre wohl die Höchstnöte fällig gewesen. Trotzdem: You set off my brain. Danke.
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