"Final Fantasy" schleudert den Zuschauer in die ferne Zukunft einer hart umkämpften Erde. Technisch beeindruckend, inhaltlich vorhersehbar und sich an der Mythologie mehr parasitär als eklektisch bedienend, präsentiert sich das sehnlichst erwartete Spektakel eher enttäuschend.
Die Erde ist im Jahr 2065 von geisterhaften Invasoren aus dem All verwüstet; die letzten Menschen leben in stark befestigten Städten und führen einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen die überlegenen Gegner. Hoffnung auf einen entscheidenden Schlag gegen die Aliens bieten zwei Pläne: einerseits der Angriff mit einer Space-Kanone durch die Truppen des starrköpfigen General Hein, andererseits die Suche nach Schlüsselkomponenten zur Rettung der Erde durch die engagierte Wissenschaftlerin Aki Ross und ihre verwegenen und mühsam-heldenhaften Begleiter. So weit, so bekannt. Von ein paar Details abgesehen, scheinen sich hier keine wirklich neuen Elemente zu finden, doch ein paar äußerst bemerkenswerte Aspekte sind trotz alledem festzumachen.
"Final Fantasy" ist dem Publikum bereits als stark an graphischem Erzählen ausgerichtetes Computerspiel vertraut; der inzwischen bereits zehnte Teil soll noch vor Weihnachten auch in Europa erscheinen. Was schien also naheliegender, als auch den gesamten Film am Computer zu erstellen? Ausgehend von den Dialogen - und hier glänzen im Original u. a. Steve Buscemi und Donald Sutherland - wurden die Figuren entwickelt und danach in eine äußerst überzeugende virtuelle Umgebung eingepaßt. Der nun vorliegende Film kann nun also auch in eine Reihe mit anderen Produkten gestellt werden, die von der starken Wechselbeziehung zur Game-Industrie partizipieren. Jüngstes Beispiel dieses Vorantreibens der Intermedialität ist die (Real-)Verfilmung des Spiels "Tomb Raider". Doch im Gegensatz zu Jolies eher lahmer Leistung wird hier High-Tech auf die Spitze getrieben. Daß in laufenden Diskussionen auch schon das Ende des konventionellen Schauspielers prophezeit wird, scheint aber doch etwas verfrüht - so wenig überzeugend die "realen" Akteure gelegentlich auch sein mögen.
Der Aspekt der Technik führt schließlich zur diametral entgegengesetzten Mythologie - um im vorliegenden Fall nicht zu sagen: Esoterik -, die ein wichtiges Grundelement der Handlung darstellt. So wird der vermeintliche Konflikt zwischen "Gut" und "Böse" auf die Konfrontation zwischen mystisch aufgeladener Natur und destruktiv konnotierter Technik umgelegt. Regisseur und Mastermind Hironobu Sakaguchi bemüht hier den Gaia-Mythos, nach dem die Erde und alle lebenden Kreaturen mit einem Weltgeist ausgestattet sind, der verletzt und eben auch zerstört werden kann. Daß die Aliens schließlich als gequälte Geister enttarnt werden und nur die Menschen schuld an all dem Übel haben, ist eine interessante Wendung; sie aber als kritische Selbstreflexion verstehen zu wollen, hieße sie wohl - leider - mißinterpretieren.
Dem reinen Entertainment und "sense of wonder", wie sie von "Final Fantasy" geboten werden, tun diese Überlegungen jedoch kaum Abbruch. Und vielleicht erleben wir hier ja wirklich die vielgepriesene "Zukunft des Kinofilms"...
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