Clutch, eine der kompromißlosesten Vollblutmusiker-Hardcore-Formationen der letzten Jahre, haben mit dem Wechsel zu Sony Music auch ihren Stil verändert - aber ohne sich selbst untreu zu werden.
"Clutch" heißt Kupplung, und wer die früheren CDs der Band kennt, wird wissen, wie gut das bislang mit ihrer Musik zusammengegangen ist. Die 1992 erstmals in Erscheinung getretene US-Band spielte teils sehr anstrengenden Stop-and-go-Hardcore, der nicht mit Experimenten geizte und garantiert nichts für ruhige Abende war. Man muß sich wirklich wundern, daß so eine Band (die zu gut ist, um Lust auf massentaugliche Musik haben zu können) einen Vertrag mit einem Riesenlabel wie Sony bekommt. Aber es ist so, und wer würde schon auf derart fettes Brot verzichten?
Was das für die durch die früheren Platten erspielte Integrität bedeutet, liegt auf der Hand: Kompromisse. Aber auch wenn "The Elephant Riders" eine ganze Reihe von Kompromissen beinhaltet, ist es Clutch gelungen, alle etwaigen Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen und trotzdem ein gutes - wenn nicht ihr bestes - Album zu produzieren.
"The Elephant Riders" klingt ganz anders als die Vorgänger "Impetus", "Transnational Speedway League" und "Clutch". Die Musik ist zwar noch immer im gleichen Genre beheimatet, bleibt in der bewährten kompositorischen Tradition und ist sogar gleich instrumentiert, aber die Sounds und der Gesang haben sich total verändert. Alles ist so abgemischt, wie es Hendrix, Zappa und all die anderen Helden der Drogen-Hochblüte nicht besser gekonnt hätten. Es wird richtig 70er-Jahre-mäßig und in altem Stile abgerockt. Die Sound sind weich, fett und wummernd, irgendwie vom Charakter her so, als wären sie mit alter Analogtechnologie aufgenommen. Die ganze Platte ist mit voller Absicht auf Retro abgemischt, teilweise sogar mit Posaune, und das klingt so gut und kommt so lässig rüber, daß man fast zum Grinsen gezwungen ist. Das Album ist einfach echt witzig, und spätestens wenn man die verschmitzt lächelnden Gesichter der Bandmitglieder im CD-Booklet betrachtet, sollte man erkannt haben, daß sich hier niemand allzu ernst nimmt. Ein wenig klingt die Musik auch nach Melvins. In jedem Fall wird jeder Hells Angel seine Freude damit haben.
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