Südamerikanische Musiker tun sich mit den Größen des internationalen Popbusineß zusammen, um Neufassungen ihrer Hits einzuspielen - für einen guten Zweck.
Mit Red Hot + Blue, einem musikalischen Tribut an Cole Porter, fing alles an. Damals (1990) spielten und sangen zeitgenössische Interpreten die besten Songs des großen Komponisten nach, um damit Geld für AIDS-Hilfe und -Aufklärung zu beschaffen. Nach mehreren rein jugendorientierten Alben griffen die Red Hot-Macher auf ihr bewährtes Konzept zurück, Jazz-Standards für den guten Zweck neu einspielen zu lassen - diesmal aus dem Bereich des (im Zuge des Easy Listening-Revivals so beliebten) Brazil-Sounds.
Populäre brasilianische Musik, vor allem Bossa Nova und Samba, erlebte Anfang der 60er Jahre ihren Durchbruch in den USA und später der ganzen Welt, als amerikanische Jazzer (Stan Getz, Herbie Mann, Charlie Byrd) Kompositionen wie „The Girl From Ipanema“ zu Hits machten. Seither ist der verführerische Sound aus Südamerika - der sich im Lauf der Jahrzehnte natürlich weiterentwickelte und auch den Einfluß anderer Stile verarbeitete - nicht mehr aus Tanzschulen und Bars wegzudenken.
Auf Red Hot + Rio stürzt sich nun die Creme der internationalen Popszene (George Michael, Everything But The Girl, Stereolab usw., aber leider auch Langweiler wie Sting und David Byrne) auf brasilianische Klänge, um in Kollaborationen oder eigenen Stücken tropische Gefühle zu erzeugen. Vieles davon ist gelungen, manches wirkt allerdings ein wenig aufgesetzt und Dancefloor-geschädigt - doch im Endeffekt stellt sich heraus, daß dieser Sound nicht einmal durch MTV-Banausen umzubringen ist.
Wer durch diese halbwegs gelungene Zusammenstellung Lust auf die Originale bekommt, sollte zum gleichzeitig erschienenen Sampler Nova Bossa greifen, auf dem die schönsten Tropicalismo-Klassiker von und mit Antonio Carlos Jobim, João Gilberto, Sérgio Mendes, Astrud Gilberto u. a. zu hören sind. Warnung: Nach dieser Musik könnten Sie süchtig werden!
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