Sukia machen Aufzugmusik - aber für Aufzüge, in denen geile Büroangestellte zwischen den Stockwerken anhalten und es im Stehen wild miteinander treiben.
Es gibt Leute, die greifen in Second Hand-Läden nach den unmöglichsten Klamotten in Sichtweite - und trotzdem haben sie Stil. Genauso verfahren Sukia mit ihrer Musik.
Die Band aus der Umgebung von Los Angeles läßt Einflüße aus den trashigsten Gefilden der Popkultur aufeinanderknallen, und das mit einer traumwandlerischen Geschmackssicherheit in Sachen Geschmacklosigkeit. Sci-Fi-Samples, billige Casio-Orgeln, wüst-technoide Sounds, Moog-Synthesizer, die blubbern und tuckern, als ob die Marsbewohner wirklich jeden Moment angreifen würden. Das Ergebnis wimmelt von herrlich infantilen Kindermelodien und pulsierenden Jazz-Samples, hat Swing, Drive, Esprit und - Sex. Wahrscheinlich sind es die vielen Anleihen bei schmierigen Seventies-Porno- und Exploitation-Soundtracks (Abteilung "Vampyros Lesbos"), aber der Beigeschmack von Unschuld, der oft bei Easy Listening mitschwingt, fehlt hier völlig. Sukia wirken wie die schmutzigen US-Rock´n´Roll-Cousins von europäischen Geistesverwandten wie Jimi Tenor oder den Acts des Bungalow-Labels (Stereo Total etc.): der sexy-sleazy Soundtrack für ein Universum aus Lavalampen, Leopardendecken und Polyesteranzügen. Wären Sukia ein Film, dann würden hier Ed Wood, Russ Meyer und John Waters Co-Regie führen (tatsächlich wird sich wahrscheinlich bald Tarantino auf die Band stürzen). Prädikat: X-Rated Lo-Fi-Genialität.
Die Dust Brothers (u .a. Produzenten von Beck, den Beastie Boys und dem neuen Stones-Album) holten sich die Band begeistert auf ihr Label Nickel Bag, für Europa signte Mo Wax-Guru James Lavelle die wüste Truppe. Sukias Debüt "Contacto Espacial con el Tercer Sexo" gehört schon jetzt zu den originellsten Alben des Jahres.
P. S.:
Sukia-Fakt 1: Band-Mastermind Ross Harris war ein mittelmäßiger Kinderstar in Hollywood, der seine bekannteste Rolle in "Airplane" von den Zucker-Brüdern spielt, wo er als Jungpassagier den Flugzeug-Captain mit lästigen Fragen nervt.
Sukia-Fakt 2: Der Bandname bezieht sich auf eine sexuell unersättliche, lesbische Vampirdame, die Titelheldin eines mexikanischen Horror-Comics ist.
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