Es sieht nicht gut aus in der digitalen Welt der zivilen Luftfahrt. Nachdem Looking Glass schon vor einiger Zeit endgültig seine Pforten geschlossen hat, ist der einzige Konkurrent zu Microsofts "Flight Simulator" die "Fly!"-Reihe von Terminal Reality. Aber vor der muß Microsoft sich nicht wirklich fürchten.
Flugsimulatoren stellen ja bekanntlich zwei große Anforderungen: Zum einen wird die Hardware des Rechners ordentlich auf die Probe gestellt, und die sündhaft teuren GeForce-Karten dürfen endlich mal richtig aufdrehen. Zum anderen braucht der Spieler doch eine gehörige Portion Geduld, damit er mit Hilfe der meist telefonbuchähnlichen Anleitungen seinen Flieger überhaupt einmal zum Abheben bringt. Während "Fly! 2" unverständlicherweise im ersten Punkt locker mithalten kann, geht man bei Terminal Reality in Bezug auf Anleitungen einen ganz neuen Weg.
Das Spiel wird in einer hübschen himmelblauen Verpackung geliefert. Darin versteckt sich ganz schüchtern eine DVD-Hülle mit zwei CDs (zumindest in der dt. Version, weiter unten mehr zu dieser Frechheit). Dazu gibt es ein dünnes Heftchen mit den allerwichtigsten Basisinformationen. Und sonst nix! Etwas verwirrt hofft man auf eine In-Game-Anleitung. Auf diesen Moment dürften sich die Programmierer bei Terminal Reality teuflisch gefreut habe. Denn nach der Installation (die übrigens mindestens 1,3 GB auf der Platte verbraucht) stellt man fest, daß es auch eine solche Gebrauchsanweisung nicht gibt. Sehr witzig. Dem bemitleidenswerten Käufer sei an dieser Stelle schon mal viel Spaß beim Dechiffrieren der ca. 1500 Cockpitinstrumente gewünscht.
Schafft man es wider alle Erwartungen, das Flugzeug oder den Heli in die Luft zu bekommen, kann man sich an der Graphik des Spiels ergötzen: pixelig, verschwommen, ruckelt wie die Hölle. Das Wort "häßlich" beschreibt den ersten Eindruck nicht einmal annähernd; "ekelerregend" trifft es schon viel eher.
Und jetzt gehört man entweder zu den glücklichen Menschen, die die deutsche Version besitzen - oder man verflucht seinen Hang zu ausländischer Software. In der deutschen Ausgabe des Games befindet sich nämlich eine Scenery-CD, die die Graphik auf heutiges Niveau anhebt. Natürlich hat dieser Luxus auch seinen Preis - in diesem Fall opfert man 2,3 GB der Festplattenkapazität für das Überleben des eigenen Augenlichtes, da bei der ursprünglichen Graphik sehr schnell erste Anfälle von Schutzblindheit festzustellen sind. Als Besitzer des englischen Originals hat man leider Pech gehabt; dafür darf man die neue Scenery gratis aus dem Internet runterladen. Aber welcher User, der über keinen Broadband-Anschluß verfügt, lädt schon im Schnitt 200 MB pro Scenery herunter?
"Fly2!" ist in jedem Fall eine Frechheit. Offensichtlich hat das Spiel noch nicht einmal den Betatest hinter sich und wird trotzdem bereits auf den Markt geworfen. Alle, die sich so gern über die Bugs im "MS Flight Sim" aufregen, sollten einen Blick auf dieses Monster werfen. Mit diesem Teil hat sich Terminal Reality wohl endgültig aus dem ohnehin schon einseitigen Rennen um die zivile Luftherrschaft geworfen - denn noch ein Produkt dieser Firma werden wohl nur ganz Verzweifelte kaufen.
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