Miles Davis im Remix - wem bei dieser Vorstellung das Herz nicht höher schlägt, der ist selber schuld.
Jedes musikalische Genre hat seine Stars - diejenigen, die mit oder trotz ihrer Musik zu Berühmtheit gelangt sind. Aber nur wenige wurden zu Legenden, zu Übermenschen, zu jenen, denen man noch lange nach ihrem Tod mit Respekt und Anerkennung entgegentritt, unabhängig davon, ob sie einem gefallen oder nicht.
Miles Davis ist eine jener Musikpersönlichkeiten, die nach ihrem Tod nur noch größer geworden sind - der Großmeister des Cool Jazz, wenn nicht des modernen Jazz überhaupt. Der erste seiner Zunft, der - inspiriert von Jimi Hendrix - den Jazz elektronisch zu erweitern begann, ihm eine neue Dimension verlieh. Nicht wenige sind der Ansicht, daß Davis mit Alben wie "In A Silent Way" oder "On The Corner" nicht nur Geburtshelfer für den Hip-Hop, sondern auch für Drum & Bass und verwandte Stilrichtungen war.
Mit "Panthalassa - The Music of Miles Davis 1969-1974" kehrt die coole Trompete wieder zurück. Miles Davis ist hier im neuen Gewand der Remixes von Bill Laswell, dem selbst nicht unbekannten Produzenten und Musiker, der im Laufe seiner Karriere mit Größen wie Herbie Hancock, Afrika Bambaataa oder Mick Jagger gearbeitet hat, zu hören.
Laswells Vorhaben war gewagt: Er wollte ein Album schaffen, das Davis selbst eingespielt hatte, wäre er noch am Leben - also eine Prognose dessen, wie die Entwicklung von Miles Davis hätte aussehen können. Bei aller anfänglichen Skepsis kommt man jedoch schnell zu dem Schluß, daß der Plan gelungen und die CD durchaus weiterzuempfehlen ist.
Wieviel hat man nicht schon über die Fusion aus Jazz und Elektronik gehört! Mit "Panthalassa" steht all diesen Theorien erstmals eine gelungene praktische Umsetzung gegenüber. Das Album besteht aus vier Tracks (jeder ca. 15 Minuten lang), zusammengestellt aus Songs aus den Jahren 1969 bis 1974, zeitversetzt ins Jahr 1998. Laswell schaffte es, die neuen Elemente so fugenlos in die Originale zu integrieren, daß man kaum mehr glauben kann, Miles Davis hätte je anders geklungen: ein wenig Breakbeat in Kombination mit John McLaughlins Gitarre, schräger Cool-Jazz vom Zawinul-Keyboard im Einklang mit butterweichen Ambient-Grooves, und dazwischen immer und überall der Meister selbst an der Trompete.
Wer auch nur den kleinsten Funken Interesse für Jazz und/oder Elektronik hat, wird wohl nicht umhin kommen, sich "Panthalassa" zu kaufen.
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