Am 5. April jährte sich Herbert von Karajans Geburtstag zum 90. Mal. Dieses Jubiläum soll nicht nur an einen der größten Dirigenten der Musikgeschichte erinnern, sondern den Musikfreunden auch anhand von Live-Mitschnitten aus der Wiener Staatsoper zeigen, welches Niveau früher in diesem Haus herrschte.
Die Stamm-Plattenfirma Karajans, die Polygram (mit ihrem Label Deutsche Grammophon), brachte nun in Zusammenarbeit mit der Wiener Staatsoper vier Mitschnitte aus der Direktionsära des Meisters heraus. Darunter befinden sich "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss und Claudio Monteverdis "Krönung der Poppea".
Bei Strauss’ Märchenoper erfolgte die Herausgabe fast gleichzeitig mit dem tragischen Tod von Leonie Rysanek - eine bessere Kaiserin hat es eigentlich nie gegeben. Karajan leuchtet alle Facetten der wunderbaren Musik von Richard Strauss aus. Trotz des Alters des ORF-Mitschnitts und einer nahezu miserablen (Orchester-)Aufnahmetechnik beweist der Maestro, daß mit guten Sängern und den phantastischen Wiener Philharmonikern (hier als Staatsopernorchester) ein großartiger Opernabend zu erreichen ist. Neben der großartigen Rysanek sind besonders Jess Thomas als Kaiser und das Ehepaar (sowohl in der Oper als auch im wirklichen Leben) Christa Ludwig und Walter Berry zu erwähnen.
Ganz anders ist der Schritt Karajans zur Musik des 16. Jahrhunderts, nämlich zu Claudio Monteverdi zu sehen. Mit der "Poppea" in der eher romantischen Instrumentierung von Erich Kraack legte er eine bis heute gültige Interpretation vor. Karajan, der die Einstudierung des Orchesters noch Hans Swarovsky überließ, zeigte den Hörern damals, daß Purismus und Originalklang-Fetischismus zwar Marktlücken waren, Gefühle und Emotionen aber doch nicht immer eine Sache der Harnoncourts und Gardiners sind. Außerdem bewies er mit dieser Interpretation sein breites Spektrum, das viele Jahrhunderte der Musikgeschichte umfaßte.
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