In einer heißen Sommernacht nimmt das Leben des jungen Architekten William H. Stanton eine dramatische Wendung. Durch einen Jugendfreund gerät der junge Mann in ein bizarres Netz aus dunkler Magie und mysteriösen Experimenten eines längst verstorbenen Alchimisten. Im Zentrum des Bösen liegt das Necronomicon, die Anti-Bibel, die demjenigen Zugang zum Reich der Toten und der Dämonen verspricht, der bereit ist, den Preis dafür zu bezahlen.
Trotz der Werke von Schriftstellern wie Edgar Allen Poe, Nathaniel Hawthorne oder Ambrose Bierce hatte Amerika in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts keinen nennenswerten Vertreter der makabren Literatur zu bieten. Der 1937 im Alter von 47 Jahren verstorbene Howard Phillips Lovecraft gilt heute noch als erster und vielleicht einzig ernstzunehmender amerikanischer Horrorautor der USA. Seine Werke, angefangen von den brillanten Geschichten "The Outsider" oder "Rats in the Walls", bis hin zu den klassischen Meisterwerken des Cthulhu-Mythos "Call of Cthulhu", "The Dunwich Horror" und "The Thing at the Doorstep", inspirierten und beeinflußten Hunderte von späteren Autoren, von denen viele auch die Popularität des Cthulhu-Mythos schamlos ausnützten und diesen um ihre eigenen - zumeist jämmerlich schlechten - Beiträge erweiterten.
Selbst das Herz des hier vorliegenden Spiels ist nicht von dieser erbärmlichen Welle aus Plagiatoren und Pseudomagiern verschont worden. Das "Necronomicon", das Buch der Toten, welches Lovecraft mit soviel Genialität und dem ihm eigenen bizarr-makabren Charme zu einem Mythos gemacht hat, gibt es heutzutage bei jedem besseren Buchhändler um knapp öS 150,- als Taschenbuch zu kaufen.
Im vorliegenden Spiel dreht sich die Handlung um einen jungen Architekten, der eines Abends von seinem besten Freund eine kleine, geheimnisvolle Pyramide in die Hand gedrückt bekommt. Nach einigen kryptischen Warnungen verschwindet der Überbringer, und das Leben von William H. Stanton beginnt sich in bizarren Wendungen und alptraumhaften Zuständen zu verlieren. Es stellt sich heraus, daß der Freund die Alchimie als neuestes Hobby entdeckt und bei einem Mann gelernt hat, dessen Werk auf der Schaffenskraft des verrufenen Alchimisten Herschel basiert. Das Spiel hält sich sehr stark an die in Lovecrafts Geschichten vorherrschende Atmosphäre von Verfall, Verzweiflung und Okkultismus. Die kleine Stadt Pawtuxet erinnert stark an die liebenswerte, von inzüchtigen Bauern und dunklen Magiern bewohnte Ortschaft aus "The Dunwich Horror". Die fabelhafte 3D-Graphik ist dunkel, schemenhaft und bedrückend und läßt sämtliche derzeit gängige Pop-Buntheit vermissen. Das einzige Manko an dem Spiel ist das Fehlen einer freien 3D-Kamera. So wird der Spieler gezwungen, sich von Szene zu Szene zu klicken, um die Gegend zu untersuchen und die Handlung voranzutreiben.
"Necronomicon" ist sicher kein Spiel, das nach dem Geschmack der heutigen 3D-Fetischisten sein dürfte. Zu spärlich sind Animationen, und zu eingeschränkt ist die Bewegungsfreiheit der Hauptfigur. Allerdings schafft es das Spiel wie kein anderes derzeit auf dem Markt befindliches, eine packende Handlung mit einer perfekten Atmosphäre zu verbinden. Für echte Horrorfans und Anhänger der düsteren Geschichten Lovecrafts liegt hiermit das Game des Jahres vor.
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