Arto Lindsay, Mitbegründer der New Yorker No Wave-Szene und berüchtigter Lärmpapst, geht mit seiner aktuellen CD neue Wege - hin zum entspannten Latin-Sound.
Er gründete die Bands DNA und Ambitious Lovers, spielte auf Platten der Lounge Lizards, Laurie Andersons und John Zorns, produzierte u. a. David Byrne und Marisa Monte, komponierte Ballettmusik und war sogar schon als Schauspieler tätig. Man weiß nie so recht, was man von einer neuen Arto Lindsay-Platte erwarten soll; sein Repertoire reicht von totalem Noise-Terror über verstiegene Tonkunstwerke bis zu erstaunlich zarten Klängen. Auf O Corpo Sutil/The Subtle Body, einem Album, das 1995 in Japan herauskam und erst ein Jahr später dem Rest der Welt zugänglich gemacht wurde, neigt er eher zu letzterem. Das liegt vor allem daran, daß der Amerikaner in Brasilien aufwuchs und auf diesem Werk zum Teil seine musikalische Vergangenheit aufarbeitet - und der Brazil-Sound hat eben etwas so Relaxtes, daß sich nicht einmal Künstler seinem Reiz entziehen können.
"Da ich als Teenager in den 60er Jahren in Brasilien lebte, war ich der festen Überzeugung, Popmusik habe den Zweck, das Bewußtsein der Menschen zu ändern und Informationen zu verbreiten“, sagt Arto Lindsay. „Der brasilianische Pop der Sixties bezog viele andere Stile ein. Als das Fernsehen seinen Einzug im Land hielt und eine neue Generation heranwuchs, wurden alle Arten Musik geschätzt - von den Beatles und den Rolling Stones über brasilianischen Folk bis zur Avantgarde-Musik eines John Cage."
Daß die südamerikanisch angehauchten Songs auf O Corpo Sutil/The Subtle Body nicht zu experimentell klingen, dafür sorgen verspielte Gastmusiker wie Nana Vasconselos, Brian Eno, Bill Frisell, Funk-Meister Bernie Worrell und Ryuichi Sakamoto. Alles in allem: ein Versuch, der Arto Lindsay (verdientermaßen) neue Hörerschichten erschließen sollte.
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