Ein Staranwalt, der zweier Sexualmorde verdächtigt wird, seine Frau, die viel zu jung für ihn ist, und ein Polizist, der alles wissen will: Morgan Freeman gegen Gene Hackman in "Mörderisches Spiel" - das ist Brutalität.
Zur Routinebefragung in einem Mordfall wird der Steuer-Staranwalt Henry Hearst (Gene Hackman) ins Polizeikommissariat beordert. Eigentlich wollte er ja mit seiner jungen, schönen Frau (Monica Bellucci) zu einem großen Galaempfang gehen, doch er nimmt sich die Zeit, noch kurz die Fragen von Captain Benezet (Morgan Freeman) zu beantworten. Es geht um Vergewaltigung und Mord; Hearst hat das Opfer - ein kleines Mädchen aus seiner Nachbarschaft - gefunden. Was als simples Frage-Antwort-Spiel beginnt, entwickelt sich zunehmend zum Psychokrieg zwischen dem Anwalt, der sich in immer mehr fragwürdige Widersprüche verwickelt, dem Captain, der um faktenzentrierte Sachlichkeit bemüht ist, und dem jungen, zornigen Detective Owens (Thomas Jane), für den Hearst ziemlich schnell als Täter feststeht.
Im Laufe des intensiven Verhörs zwingen die Polizisten den Anwalt, seine Seele in erniedrigender Weise zu entblößen: seine Vorliebe für junge Mädchen, seine kaputte, destruktive Beziehung zur viel zu jungen Gattin, seine Komplexe und Eitelkeiten, seine Neigung zu Fusel und billigen Straßenhuren - all das wird an die Oberfläche gestülpt. Und immer mehr Ungereimtheiten in Hearst Aussagen lassen bald kaum mehr Zweifel daran, daß er tatsächlich der gesuchte Mädchenmörder ist...
Stephen Hopkins Kammerspiel, basierend auf einem französischen Theaterstück, ist ein beklemmender, dialogstarker Psychothriller, der vor allem vom schauspielerischen Kampf der Giganten Hackman und Freeman lebt. Sein auffälliges Stilmittel, die Gesprächspartner während der zahlreichen Rückblenden als Beobachter in die Szenen einzubauen, funktioniert wider Erwarten relativ gut und unpeinlich. Der Film hat aber einige kleinere Schwächen: Die Charaktere des jungen Detective und der Anwaltsgattin bleiben eindimensional; die Kulisse - der Film spielt in Puerto Rico - wirkt ziemlich willkürlich gewählt, da ihre Vorzüge (paradiesische Palmenstrände etc.) nicht genutzt werden und auch nicht erklärt wird, warum die Hauptfiguren (eindeutig Festlandamerikaner) auf dieser Insel leben. Manchmal ist auch die Kamera ziemlich daneben und verpaßt es, die Intensität innerhalb des engen Spielraums der Hauptfiguren einzufangen.
"Under Suspicion" ist trotzdem ziemlich spannend, sehenswert und vor allem immer wieder überraschend - vor allem letzterem Charakterzug bleibt er bis zum Schluß treu. Wer nach einer grundsätzlichen Aussage sucht, wird ziemlich verwirrt aus diesem Film gehen. Er ist nämlich weder politisch dummkorrekt, noch liefert er Antworten auf die durch ihn aufgeworfenen Fragen.
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