Die Serien der DG sind stets eine Fundgrube für all jene, die Kostbarkeiten aus den Archiven suchen. Auf den jüngsten Neuauflagen - Beethovens Neunter und einer CD mit Orchesterwerken von Weber und Richard Strauss - sind besonders die Leistungen der Dirigenten hervorzuheben.
Beethovens 9. Symphonie (bekanntlich eine Vertonung von Schillers "Ode an die Freude") ist ein Dauerbrenner in den Tonträgerkatalogen. Jeder namhafte Dirigent (oder jeder, der sich dafür hält) muß sie zumindest einmal für die Nachwelt festgehalten haben. Daß unter den Interpretationen auch viel Schrott zu finden ist, entspricht daher schon dem Gesetz der großen Zahl...
Die vorliegende Aufnahme mit dem greisen (und leider schon von den Dirigentenpulten verschwundenen) Carlo Maria Giulini ist jedoch das sprichwörtliche vierblättrige Kleeblatt. Gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern und einem namhaften und exzellenten Solistenquartett sowie einem ebensolchen Chor zelebriert der Maestro Beethovens Hauptwerk. In gut 75 Minuten offenbart Giulini den gesamten Kosmos der Neunten. Er versteht es, immer wieder dramatische Ausbrüche zu inszenieren und dann wieder in zarteste Lyrismen einzutauchen. Das Scherzo ist zwar nicht wirklich molto vivace; dennoch klingt es skurril, spannend und dynamisch. Der dritte Satz (adagio molto et cantabile) wird von ihm fast wie Mahler dirigiert. Niemand hat diesen herrlichen Satz noch so schön und eindrucksvoll interpretiert; die Übergänge klingen nahezu unglaublich schön, was bei Giulini übrigens auch live der Fall war.
Auf der zweiten Neuerscheinung der DG-Masters-Serie zeichnet der leider bereits verstorbene Giuseppe Sinopoli für Qualität verantwortlich. Sinopoli war einer der interessantesten und zwiespältigsten Dirigenten der Gegenwart; seine Interpretationen ließen niemanden gleichgültig - man konnte ihn nur lieben oder hassen.
Sinopolis Anfänge lagen bei der italienischen Oper, und hier vor allem beim frühen Verdi. Als er später zur deutschen Romantik "übergelaufen" war, pflegte er bei Mahler, Bruckner, Wagner, Strauss usw. einen breiten, langsamen und ausführlichen Stil. Er schaffte es immer, die Spannung nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern sogar noch ins Unermeßliche zu steigern.
Auf der vorliegenden CD dirigiert der Maestro die Ouvertüren von Webers "Freischütz" und "Oberon" sowie drei Orchesterwerke von Richard Strauss (Salomes Tanz, Liebesszene aus "Feuersnot" und die symphonische Fantasie aus "Die Frau ohne Schatten"). Er versteht es dabei, sogar aus den Weber-Ouvertüren Ereignisse zu machen; die Strauss-Werke klingen ebenfalls hochinteressant. Auf der vorliegenden Aufnahme beweist Sinopoli zudem sein Talent, hochtransparent zu musizieren, ohne je das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren. Mit der einzigartigen Staatskapelle Dresden steht ihm dabei ein geniales Orchester zur Seite.
Alles in allem handelt es sich bei diesen CDs also um kaufenswerte und hochinteressante Neuerscheinungen, die nicht nur wegen ihres günstigen Preises interessant sind.
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