Vor neun Jahren sorgten die Londoner Stereo MC´s zum letzten Mal für Aufruhr auf den internationalen Dancefloors - "Connected" hieß das Werk, das nach einer schlüssigen Verbindung aus Euro-Sound und US-HipHop strebte. Auch auf "Deep Down & Dirty", dem langerwarteten Nachfolger, besinnen sich Nick Hallam und Rob Birch wieder auf das, was sie am besten können: partytauglichen HipHop-Pop, wie in den alten Tagen.
Der Erfolgskurs der Stereo MC´s begann im Jahr 1989. Mit ihrem Debütalbum "33-45-78" lieferten sie die erste ernstzunehmende europäische HipHop-Platte, die den Rest des Feldes (erinnert sich heute noch irgendjemand an Witzfiguren wie Derek B?) ganz schön blaß aussehen ließ. Vermutlich deshalb, weil sie sich nicht krampfhaft um eine Übersetzung US-amerikanischer Styles und Codes bemühten, sondern den Party-Spaß an vorderste Stelle rückten und mit ihrer Mixtur aus lockerem Funk, trockenen Beats und hohem Pop-Appeal die Herzen der Club-Szene im Sturm eroberten.
Bald darauf folgte der Longplayer "Supernatural", dessen Single-Auskopplung "Elevate My Mind" es als erste britische Rap-Single bis in die oberen Regionen der amerikanischen Charts schaffte. Der große Durchbruch kam schließlich 1992 mit "Connected", jenem Album, das sowohl höchste Anerkennung in Untergrundkreisen als auch immensen kommerziellen Erfolg einheimsen konnte und dessen gleichnamige Single eine ganze Generation von Clubbern zum kollektiven Arschwackeln motivierte.
Die Stereo MC´s waren plötzlich in aller Munde, spielten 1993 als Vorgruppe bei U2s "Zooropa-Tour" und durften sich 1994 über den "British Music Award" für das beste Album freuen. Dann war erstmal Sendepause; zahlreiche Gerüchte rankten sich um eine mögliche Auflösung, krankheits- oder drogenbedingte Zwangspausen sowie das Release-Datum des nächsten Albums. Im Vorjahr gaben die Stereo MC´s schließlich wieder ein Lebenszeichen von sich und lieferten für die "DJ Kicks"-Reihe des deutschen Labels K7 einen fulminanten Turntable-Mix, der alle Spekulationen über ihren Verbleib entkräftigte. Mit "Deep Down & Dirty", ihrem aktuellen Album, setzen die beiden Londoner nun genau dort an, wo "Connected" endete - beim partytauglichen Old-School-HipHop-Funk, der immer noch genauso klingt wie damals. Und das ist gut so.
Immerhin haben es die Stereo MC´s geschafft, einen unverwechselbaren Sound zu kreieren. "Deep Down & Dirty" lebt von eben jenen Breaks, Bläsersätzen und Vocals, die schon "Connected" zum großen Erfolg verhalfen. Warum also ein bewährtes Erfolgskonzept ändern? Die Stereo MC´s sind Traditionalisten im positivsten Sinne und so etwas wie die Gralshüter des Old-School-Funk - unbeirrbar und definitiv auf dem richtigen Weg. Deep Down & Dirty eben.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|