Nach einer künstlerischen Schaffenspause von über fünf Jahren beehrt uns Ex-Silverfish-Frontfrau Lesley Rankine alias Ruby wieder mit einem neuen Studioalbum. "Short-Staffed at the Gene Pool" liegt, wie schon der Vorgänger "Salt Peter", musikalisch irgendwo im Zwischenreich von Pop, Jazz, Electronica und Drum & Bass.
Lesley Rankine hat in letzter Zeit einiges mitgemacht. Zuerst verabschiedete sich ihr Label Creation gänzlich aus dem Busineß, dann folgte ein (unglücklicher) Wechsel zu Sony Music, und schließlich kam die Trennung von Management, Plattenfirma und ihrem musikalischen Partner Mark Walk. Obwohl die Aufnahmen zu "Short-Staffed at the Gene Pool" bereits 1999 abgeschlossen waren, dauerte es weitere zwei Jahre, bis das Album erscheinen durfte; eine lange Zeit, wenn man bedenkt, wie schnell sich das Rad der Zeit im Musikgeschäft weiterdreht. Letzten Endes hat die 35jährige aber doch noch eine neue Heimat gefunden - beim Label Wichita Records, das von den Ex-Creation-Mitarbeitern Mark Bowen und Dick Green geleitet wird.
Wie schon bei ihrem vorigen Album "Salt Peter" bewegt sich Ruby auf "Short-Staffed at the Gene Pool" durchs Zwischenreich von Electronica, Jazz, Pop und Drum & Bass - ein Genre, für das vor einiger Zeit der Sammelbegriff TripHop erdacht wurde. Auch Ruby trug entscheidend zur Definition dieses heute kaum mehr gebräuchlichen Begriffs bei, und zwar nach dem Motto: Songwriting trifft Electronica zum gemeinsamen Marsch in die Charts. Moloko haben vorgezeigt, wie das funktionieren kann. Rubys aktuelles Album geht stilistisch zwar in eine ähnliche Richtung, die Methodik ist jedoch eine andere. Statt opulentem Kitsch und üppiger Instrumentierung beschäftigt sie sich lieber mit kleinen, schicken Sounds synthetischer Provenienz und garniert diese mit rauchigen, chansonartigen Gesangslinien.
Die zwei Jahre, die "Short-Staffed at the Gene Pool" in der Schublade verbracht hat, hört man dem Album (leider) an. Es erweckt mitunter einen etwas verstaubten, altmodischen Eindruck. Gute Songs gibt es jedoch nach wie vor - die aktuelle, von Christian Vogel produzierte Single "Grace" zum Beispiel, oder das wunderschöne, flockig-leichte "Lamplight". Wem das alles zu konservativ ist, der möge sich bis zum Release des Remix-Albums "Altered & Proud" gedulden. Da werden dann Leute wie Kid 606, Console, Max Tundra und Schneider TM eine Update-Version zu "Short-Staffed at the Gene Pool" liefern - hoffentlich ohne zweijährige Verzögerung.
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