Nach einer langwierigen Produktionszeit von zwei Jahren hat Sony nun eine Aufnahme von Gustav Mahlers "Lied von der Erde" herausgebracht. Die Attraktion dabei ist Startenor Plácido Domingo, der die Aufnahme weit über den Durchschnitt hinaushebt.
Esa-Pekka Salonen kann man sicher nicht als "typischen" Mahler-Dirigenten bezeichnen. Sein Dirigat (und leider auch der Klang des Orchesters) ist eher belanglos und uninspiriert; es klingt alles ein bißchen schal und fad.
Die den Liedern zugrundeliegenden chinesischen Gedichte, die vom vom deutschen Dichter Hans Bethge für die Sammlung "Die Chinesische Flöte" übersetzt wurden, inspirierten Mahler zur Komposition "chinesischer" Klangfarben, ohne jedoch auf seine persönlichen Eigenheiten zu vergessen. Die Umsetzung in einen realen Orchesterklang ist leider mißlungen; das Ensemble ist bestenfalls eine gute Begleitung, bringt aber keinen eigenständigen symphonischen Klang zusammen.
Bo Skovhus erweist sich als talentierter Bariton; was ihm fehlt, ist ein Maß an "Reife", die er für diesen Part bräuchte. Mahlers "Lied von der Erde" hat neben dem Tenorpart eine Alt- oder eine Baritonstimme. Wie bei Bernsteins Aufnahme aus den Sechzigern entschied man sich bei dieser Produktion für die Baritonvariante. Leider nimmt sich Skovhus dafür (natürlich) Dietrich Fischer-Dieskau zum Vorbild, den er auch zu kopieren versucht. Das mißlingt jedoch, weil ihm die dazu notwendige Persönlichkeit fehlt.
Plácido Domingo, der die drei kurzen, aber umso schwierigeren Tenorlieder übernahm, ist im Gegensatz dazu einfach phantastisch. Er besticht mit seiner grandiosen und fast unverbrauchten Stimme, einer herrlichen Diktion und einem superben Deutsch. Ohne ihn würde diese Aufnahme wahrscheinlich nur unter "ferner liefen" rangieren.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|