Die Deutsche Grammophon feiert Doppelpremiere: erstmals dirigiert Riccardo Muti eine Produktion für das gelbe Label - noch dazu eine Opernaufnahme. Und erstmals singt José Cura eine Gesamtaufnahme. Unglücklicherweise ist das Resultat dieses Experiments bestenfalls durchschnittlich.
Bei der DG ist eine der besten Gesamtaufnahmen von "Manon Lescaut" erschienen - doch das ist schon einige Zeit her. Es handelt sich um die schlechthin konkurrenzlose Fassung mit Mirella Freni, Placido Domingo und Giuseppe Sinopoli als Dirigent.
Riccardo Muti, der sich jetzt an eine weitere Interpretation dieser Oper gewagt hat, ist in den letzten Jahren (oder Jahrzehnten?) von einem energischen, kräftig zupackenden Musiker zu einem echten "Weichzeichner" mutiert. Diese Produktion beweist das allzu deutlich. Muti dirigiert erst seit einigen Jahren Puccini und hätte - wie man hört - lieber den Taktstock davon lassen sollen. Die Werke des Komponisten klingen bei ihm nur larmoyant und verkitscht - einfach unerträglich eben. Dazu kommt, daß das Thema Livemitschnitt für die Technik der DGG noch immer nicht lösbar ist; das Klangbild ist flach und unausgewogen.
Die Protagonisten der Aufnahme sind bestenfalls guter Durchschnitt. Curas Auftritt demonstriert den Hörern, wie schlecht es um den tenoralen Nachwuchs bestellt ist. Früher wäre ein Herr Cura bestenfalls in einer Nebenrolle zu hören gewesen. Klingt sein Tenor in der Mittellage noch schön, bereitet ihm (und den Hörern) schon ein Registerwechsel Probleme. In der Höhe (bereits ab dem A) wird er unsicher und meckernd. Maria Guleghinas Sopran klingt sehr schön und ausgewogen, wenn auch unpersönlich. Lucio Gallo als alternder Lescaut ist noch der beste hier. Und die Damen und Herren im Orchestergraben spielen auf drittklassigem Niveau. Das Orchester der Scala sollte einmal seine Aufnahmen aus den Sechzigern unter Karajan hören. Vielleicht gäbe das einen Motivationsschub für die Musiker?
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