Skunk Anansie spielten einst einen Song namens "Yes It´s Fucking Political". Die Asian Dub Foundation (ADF) hat solche Offensichtlichkeiten nicht nötig - alles von ihnen ist fucking political, und das ist gut so. Die fünf indischstämmigen Briten veröffentlichten soeben ihr drittes Studio-Album.
"Community Music" springt dir gleich mitten ins Gesicht: "Real Great Britain", erste Single und Eröffnungstrack, knüpft an die ADF-Tradition "harte Rhythmen, harte Worte" an und macht richtig Spaß. Danach geht´s diesmal versöhnlicher weiter. Natürlich sind die Texte immer eindeutig, radikal und weit links, aber die Sounds breiten sich weitaus verträglicher aus als gewohnt. "Community Music" erweist sich als wahre Freude für jeden Dub-Connaisseur; die indischen Einflüsse fügen sich nahtlos in die wabernden Echo-Schleifen, und Rapper Deedar nützt diesen Teppich für seine hochenergetischen lyrics, ohne durch platte "political correctness" zu nerven. Feines Album. ADF sind zupackend, frisch, mit niemandem vergleichbar - und sind das nicht genau die Attribute, nach denen wir ständig suchen?
Zeit der Politisierung in Österreich, Zeit der internationalen Ächtung. Was denkt eine so politische Band wie ADF über uns? Ein Anruf in London soll diese Frage klären. Am anderen Ende der Leitung: Dr. Das, Bassist und "Vater" von ADF. Hat er unsere innenpolitische Farce verfolgt? "Ich bin natürlich nicht auf dem neuesten Stand" stapelt er tief. "Ich weiß, daß Haider als Obmann zurückgetreten ist, und daß es sich dabei wohl um ein taktisches Manöver handelt." Respekt, der Mann ist informiert! Für die EU-Sanktionen zeigt er nur begrenzt Verständnis: "Rassistische Tendenzen und Übergriffe gibt es in ganz Europa, das ist kein Problem, das auf Österreich begrenzt ist. Alle sollten sich um ihre eigenen Zustände sorgen, statt über ein anderes Land herzufallen." Dr. Das beeindruckt im gesamten Gespräch durch Übersicht, Ernsthaftigkeit und ziemliche Weisheit. "Selbstverständlich werden wir unser geplantes Wien-Konzert NICHT absagen. Ein Boykott nützt gar nichts, im Gegenteil, ich sehe es als wichtiges politisches Statement, wenn sich fünf schwarze Typen auf eine Bühne stellen. Natürlich kann Pop-Musik - oder Kunst im allgemeinen - nicht die Welt verändern, aber unser Engagement endet ja nicht am Bühnenrand. Wir legen großen Wert auf Infostände, an denen sich jeder eingehender über unsere Anliegen informieren kann."
Ein immer wichtigeres Instrument wird auch für ADF das Internet. "Dieses Medium ist an sich weder gut noch böse. Es wird immer rechtsradikale Homepages geben, genauso wie die antirassistischen. Wir nutzen das Netz für unsere Zwecke, wie zum Beispiel die Kampagne zur Freilassung von Satpal Ram, der wegen Mordes verurteilt wurde, nur weil er sich gegen einen rassistischen Übergriff verteidigt hat." Denkende Menschen und Pop-Musik. Yes, it´s fucking political.
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