Als Anfang der Neunziger minderbemittelte Dancefloor-Acts die Pop- und Wave-Klassiker der Achtziger auf beinahe blasphemische Art "remixten", wartete man vergeblich auf eine a-ha-Verwurstung. Das norwegische Trio hatte selbst seine größten Single-Erfolge einfach zu komplex gestaltet, als daß sie in eine 4/4-Schlumpfnummer gepaßt hätten.
Alles begann im Jahre 1986 mit der Single "Take On Me" und vor allem dem dazugehörigen Video, einem bis heute unvergessenen Cartoon-Clip. a-ha waren eine der ersten Bands, die durch das damals noch bahnbrechende MTV Weltruhm erlangen konnten. Alleine auf ihrem Debüt "Hunting High And Low" von 1985 befanden sich schon drei Songs (neben "Take On Me" noch "The Sun Always Shines On TV" und der Titeltrack), die weltweit wochenlang die Singlecharts beherrschten. Bis zum Ende der Achtziger blieben a-ha ein Thema, danach wurde es um Morten Harket, Pal Savoy und Magne Furuholmen etwas ruhiger. Soloprojekte - insbesondere die Band Savoy - erhielten die Erinnerung an die geschmackvolle Popmusik der Norweger, und immer wieder fragten sich die Fans in aller Welt, ob sich die Band noch einmal zusammensetzen würde. Anfang letzten Jahres geschah dies in New York; das Ergebnis ist - nach sieben Jahren Abstinenz - ein neues Album von a-ha.
Der neue Longplayer verbindet die Trademarks der Band, zu denen neben der variablen Stimme Harkets auch die Kombination von Synthies mit Akustikgitarren gehört, mit einem zeitgemäßen Sound. Die Songs sind, was Harmonien und Aufbau anbelangt, auf dem hohen Niveau, das man von a-ha kennt. (Gitarrenschüler, die einmal versucht haben, die 16 Akkorde von "Hunting High..." in der richtigen Rhythmik nachzuspielen, wissen, wovon ich spreche.) Dabei stammt ein Großteil des Materials aus der Zeit zwischen 1993 und 1996; einige Tracks sind gar schon mal von Savoy veröffentlicht worden. Die Band des a-ha-Gitarristen und -Hauptsongwriters hatte 1995 mit dem Album "Mary Is Coming" und der Hitsingle "Velvet" besonders in Übersee große Erfolge. Eben jener Song ist wohl auch die Perle von "Minor Earth..." und sollte, wenn die Plattenfirma nicht völlig verschlafen ist, als Single herauskommen. Zunächst koppelte man allerdings "Summer Moved On" aus, das sehr gut den Sound des Albums reflektiert. Harkets Stimme pendelt immer wieder zwischen falsettierter Melancholie und leicht traurigen Singalongs.
Nachdem die Klatschpresse vor anderthalb Jahren aufgeregt die Liaison Morten Harkets mit der Aqua-Sängerin Lene kommentierte, stand Schlimmes zu befürchten für das Comeback einer der erfolgreichsten Bands der Achtziger. Das neue Album von a-ha gibt keinen Grund, weiter zu bangen. Die Norweger sind älter, reifer und musikalisch noch etwas anspruchsvoller geworden. Es war nie peinlich, a-ha zu mögen, und dank "Minor Earth Major Sky" ist es das auch im neuen Jahrtausend nicht.
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