Die dreisätzige, eher sperrige neunte Symphonie von Anton Bruckner liegt jetzt in einer hochinteressanten Aufnahme vor. Dirigent ist Claudio Abbado, der mittlerweile schwer erkrankt ist. Diese Aufnahme macht klar, wie groß sein Verlust für die Musikwelt wäre.
Claudio Abbado hatte immer ein zwiespältiges Verhältnis zu Wien. Nach seiner kurzen und in den Medien eher negativ bewerteten Periode als Staatsoperndirektor wurden die Auftritte des ehemaligen Hauptdirigenten der Wiener Philharmoniker immer spärlicher und rissen dann nach seinem Engagement als Chef der Berliner überhaupt bald ab.
Abbados Leistungen fanden nicht immer nur Zustimmung. Er suchte sich öfters Werke aus, die nicht unbedingt sein Metier waren - und scheiterte nicht nur einmal daran. Erst in den letzten Jahren konnte er Profil gewinnen; unvergessen war seine jüngste Tournee mit den Berliner Philharmonikern, bei der er sämtliche Beethoven-Symphonien aufführte. Vom Magenkrebs schwer gezeichnet, gelang ihm trotzdem eine fulminante Produktion.
Aber nun zurück zur vorliegenden "Neuproduktion": Warum die Deutsche Grammophon fünf Jahre benötigte, um diese CD zu veröffentlichen, weiß niemand so recht. Aber das Ergebnis ist umso beeindruckender. Abbado, der schon immer klare Strukturen liebte und sie hier auch hörbar macht, setzt eher auf einen transparenten denn einen bombastischen und gewaltigen Bruckner. Obwohl das der Symphonie manchmal gut täte - sein Konzept geht trotzdem voll auf und beeindruckt sehr.
Die Wiener Philharmoniker folgen jedem Wink des Maestros und setzen seine Ideen in meisterliche Klänge um. Die einzelnen Instrumentengruppen sind superb disponiert; vor allem die Horntuben im Finale. Abbados Interpretation des Adagio zählt zu einer der schönsten überhaupt; nur das Scherzo könnte man sich noch mitreißender vorstellen.
Zu hoffen wäre, daß dieser Zyklus einmal komplettiert werden könnte; das hängt aber allein von Abbados Gesundheitszustand und den Plänen der Wiener Philharmoniker ab. So wie es derzeit aussieht, dürfte es nach der Disposition des Orchesters wohl leider nicht dazu kommen.
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