Bereits zum zweiten Mal schickt die schwedische Bestsellerautorin Liza Marklund die junge Journalistin Annika Bengtzon, diesmal am Beginn ihrer Karriere, ins Rennen, um einen bis in die hohe Politik reichenden Mordfall zu lösen.
Die schwedische Krimitradition hat schon eine gewichtige Anzahl von Schriftstellern wie Henning Mankell, Anne Holt oder Hakan Nesser (siehe EVOLVER-Review von "Münsters Fall") hervorgebracht; jüngste Entdeckung ist die Bestsellerautorin Liza Marklund. Statistisch gesehen, hat mittlerweile fast jeder neunte Schwede ein Buch von ihr gelesen, was sie ohne Zweifel zu einer der beliebtesten Schriftstellerinnen ihres Landes macht. Aber nicht nur in ihrer Heimat, beinahe überall in Europa konnte sie mit ihrem voriges Jahr erschienenen Erstling "Olympisches Feuer" für Aufsehen sorgen. Vor kurzem kam ihr zweiter Roman "Studio 6" auf den deutschsprachigen Markt.
Vor vier Jahren hing die 39jährige ihren Job als Nachrichtenchefin beim schwedischen Fernsehsender TV4 an den Nagel, um Romane zu schreiben. In diesen verarbeitet die Feministin Themen wie Gewalt gegen Frauen und Kinder bzw. Machtmißbrauch im allgemeinen. In ihrem Debüt versuchen Attentäter Stockholms Olympiabewerbung von 1997 zu verhindern; auch ihr zweiter Roman "Studio 6", der zeitlich vor dem ersten Buch spielt, hat mit der Ausnützung von Machtverhältnissen zu tun.
Wieder ist die Hauptperson Annika Bengtzon, die diesmal jedoch noch am Beginn ihrer Karriere steht. Als Sommervertretung beim Stockholmer Abendblatt wird die junge Journalistin mit einer tot aufgefundenen Striptease-Tänzerin konfrontiert und ist nun darum bemüht, sich journalistische Anerkennung zu verschaffen - was sich als gar nicht so einfach herausstellt, denn in der Redaktion stößt sie auf wenig Verständnis und hat mit Diskriminierung, Intrigen und Mobbing zu kämpfen. Trotzdem treibt sie ihre Recherchen voran; vor allem, als sich herausstellt, daß der schwedische Außenminister in dem Etablissement, wo die Stripperin gearbeitet hat, zu Gast war und keine Alibi für die Tatzeit hat.
Liza Marklund erzeugt bei "Studio 6" Spannung, indem sie neben der trockenen Schilderung des Mordes gekonnt die Emotionen und Gefühle der jungen Journalistin Annika in die Story einfließen läßt. Im Verlauf des Romans gelingt es der Protagonistin, sich gegen ihre Kollegen durchzusetzen und die Kulissen der Macht zu durchschauen; nebenbei wird dem Leser noch detailliert die innere Struktur der Medien nähergebracht. Alles in allem ist "Studio 6" ein gelungener, spannender Roman; allerdings fehlt ein wenig Neues, da sich der Roman und sein Vorgänger im Aufbau doch sehr ähneln.
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