Die letzte Stunde im besten Horrorspiel für den Sub-128-Bit-Bereich hat geschlagen: "Resident Evil 3: Nemesis" ist ein Musterbeispiel an perfektioniertem Gameplay und Garant für stundenlange Gänsehaut.
Wir erinnern uns: 1996 brachte Capcom "Resident Evil" auf den Markt, eine Art Nachfolger für die klassische "Alone In The Dark"-Serie. Ein militärisches Rettungsteam flog darin in die Nähe der Kleinstadt Racoon City, um vermißte Kollegen zu suchen, landete im ländlichen Anwesen der Umbrella Corporation, das sich als Tarnung für eine riesige unterirdische Forschungsanlage enpuppte, und mußte feststellen, daß deren gentechnische Experimente einen Virus freigesetzt hatten, der Lebewesen zu Zombies und Monster mutieren ließ. Natürlich steckte hinter all dem eine riesige Verschwörung. Die Helden waren damals Chris Redfield und Jill Valentine - und ihr bei den Piefkes indiziertes Abenteuer trug wesentlich zum legendären Ruf der Playstation bei. Teil zwei brachte dann 1998 Redfields Schwester Claire nach Raccoon City und begeisterte mit neuen Graphik- und Gameplay-Elementen sowie einer Fortführung der Verschwörungs-Story. Location war nun das Zentrum der kleinen Stadt. Zombies traten in Horden auf, und mit zunehmendes Verletzungsgrad begann die Heldin (bzw. der Held, ein lokaler Cop) zu hinken und sich gequält durch die Gegend zu schleppen. Neue Monster, neue Locations, neue Waffen - alles, was ein würdiger Nachfolger braucht, war da. Achtung: Spoiler-Alarm!
Im folgenden Absatz erfahren Sie Details aus dem Spiel. Überspringen Sie ihn bei Bedarf. Teil drei setzt im Grunde zeitgleich mit Teil zwei ein - und erzählt Jill Valentines Leidensgeschichte weiter. Sie hat das S.T.A.R.S.-Team verlassen und ist als Zivilistin unterwegs, um endlich aus Raccoon City zu flüchten - was nicht besonders leicht ist, weil in jedem Winkel ein vor sich hinmarodierender Zombie lauert. Das Kaff ist total verwüstet - überall Straßenblockaden und Spuren von aussichtslosen Kämpfen zwischen Polizei und Zombie-Horden. Reste einer Umbrella-eigenen Sondereinsatztruppe sind in alle Winde verstreut, die meisten davon längst tot. Mit diesen Vorbedingungen startet Jill zu ihrer finalen Flucht: zuerst in den engen Gassen der Uptown, dann in Downtown, wo sich auch das aus Teil zwei bekannte Police Departement befindet, und schließlich im mysteriösen "Clock Tower". Hier wird Jill von Nemesis mit dem T-Virus infiziert. Nun liegt es am Umbrella-Soldaten Carlos (der Spieler steuert ihn für kurze Zeit), ein Gegenmittel zu finden - wobei er ein ganzes Krankenhaus in Schutt und Asche legt. Wieder bei Kräften, kämpft sich Jill schließlich durch den schaurigen Raccoon-City-Park und tritt gegen den gräßlichen "Grave Digger" an. Und auch Monsterboß Nemesis, der während des gesamten Spiels mit seinem Gebrülle und seinem Raketenwerfer auf die Nerven ging, macht ein letztes Mal seine Aufwartung... Ab hier können Sie ohne Spoiler-Gefahr weiterlesen!
Das Spiel begeistert vor allem mit seinen in wechselnden Kameraperspektiven durchspielbaren Environments, Motto: graphische Detailverliebtheit par exellence. Die Straßen sind voll mit Autowracks, Glasscherben und zerfetzen Leichen. Ansonsten ist alles wie gewohnt - Waffen, Schlüssel und Gegenstände müssen gesammelt werden, um neue Locations zu öffnen und weiterzukommen; Munition liegt herum oder wird mit einer "Mixmaschine" selbst erzeugt. Das Gameplay ist flüssiger als je zuvor. Rasant bewegt sich vor allem der versierte "Resident Evil"-Spieler durch die Handlung und bekommt mehr Action als in den vergangenen Teilen geboten. Herrliche Explosionen, zerplatzende Zombieschädel und das neue, intelligente Riesenmonster Nemesis steuern einen gehörigen Schuß Adrenalin bei. Die fallweise auftauchenden Rätsel sind relativ leicht zu entschlüsseln. Was neue Monster betrifft, hat Teil zwei eigentlich mehr geboten, aber das stört nicht wirklich. Bezüglich der Story muß aber gesagt werden, daß Teil drei voll auf Action setzt und die Mystery-/Verschwörungskomponente ziemlich dünn ausgefallen ist. Die eigentliche "Resident Evil"-Story erfährt hier kaum neue Facetten. Aber auch das stört nur peripher.
Fazit: Wer alle bisherigen Teile gespielt hat, wird eine Riesenfreud´mit "Resident Evil 3: Nemesis" haben, weil darin ordentlich was weitergeht. Vielleicht ist so manchem der Fortschritt etwas zu leicht und das Spiel zu schnell durchgespielt. Dafür gibt´diverse Goodies am Ende: den Schlüssel zur Boutique, wo sechs verschiedene Outfits für Jill bereitstehen (u. a. kann sie sich sogar in Regina aus "Dino Crisis" verwandeln!), das Mercenaries-Game (ein Shoot-´em-up, bei dem es um Geschwindigkeit und Schußwaffeneinsatz geht und der Spieler diverse Figuren aus der Umbrella-Taskforce steuert) und nicht zuletzt sechs verschiedene Nachspänne. Eines noch: Finger weg von der deutschen Ab-16-Version. Darin verspritzen die Zombies GRAUES Blut, und - was wirklich grauenhaft schlecht ist - sie fallen, sobald getötet, zu Boden, beginnen zu blinken und werden einfach aus dem Spiel gebeamt. Ein denkbar billiger Ansatz, um die Zensur bundesdeutscher Jugendschutzfaschisten zu umgehen.