Auf der Lauer

Schon wieder ein Buddy-Movie mit zwei Cops, die wegen ihrer Gegensätze so gut zusammenpassen? Ja, schon - aber was Wilson Yip aus diesem alten Klischee gemacht hat, wird selbst Abgebrühte zum Staunen bringen.

"Bullets Over Summer" beginnt mit einem Zitat, das jeder Filmfreund schmunzelnd wiedererkennen wird: Ein Mann rennt durch eine Vorstadtgegend und führt dabei einen inneren Monolog über all die Blödheiten, die die Gesellschaft von ihm erwartet. Richtig: "Trainspotting". Es stellt sich heraus, daß der Kerl ein ziemlich verrückter Bulle ist, dessen Partner auch nicht gerade nach Vorschrift funktioniert.

Die beiden erhalten den Auftrag, eine skrupellose Räuberbande (die ihre Überfälle ganz im Stil von "Heat" durchführt; noch ein schönes Zitat) dingfest zu machen. Zu diesem Zweck müssen sie sich bei einer senilen Oma einmieten, um einen Mieter im gegenüberliegenden Haus unter Dauerbeobachtung stellen zu können. ("Stakeout" läßt grüßen!). Nach anfänglichen Schwierigkeiten schließen die Polizisten die alte Dame ins Herz (und umgekehrt); außerdem verliebt sich noch jeder der beiden, was zu interessanten persönlichen Offenbarungen führt. Und als ganz, ganz viele Filmminuten vergangen ist, stellt sich plötzlich heraus, daß der Observierte gar nichts mit den Gangstern zu tun hat.

Aber das ist wurscht. Schließlich befinden wir uns mitten in einem Hongkong-Krimi, und da zählt konventionelle Hollywood-Dramaturgie so gut wie überhaupt nicht. Der Regisseur hat ja immer noch ein paar Minuten Zeit, der verspielten, liebenswerten Handlung des langen Mittelteils einen überraschenden Action-Schluß anzuhängen - und er entledigt sich dieser Aufgabe mit Bravour.

Alles in allem weckt "Bullets Over Summer" jede Menge nostalgische Gefühle in Genre-Fans, die HK-Movies fast schon abgeschrieben und sich japanischen Thrillern zugewandt haben. Nicht umsonst wurde Wilson Yips Streifen mehrfach ausgezeichnet; und die Darsteller sind ebenso erstklassig wie die Regie. Muß man haben - vor allem, wenn man auf Plots steht, die so verdreht nicht einmal das Leben schreiben kann