Claudio Abbado hat neuerlich Beethovens Symphonien eingespielt - nach den Wiener Philharmonikern mit seinem "Noch"-Orchester, den Berlinern. Im Unterschied zur "alten" Ausgabe klingt diese Version jedoch spannend und aufregend.
Dieser Aufnahme der Beethoven-Symphonien liegt eine textkritische Ausgabe von Jonathan Del Mar zugrunde; das macht sie auch so sympathisch und hörenswert. Dirigent Abbado betont im Interview im beiliegenden Textbuch, daß er sehr wohl Beethovens Anweisungen berücksichtigt und trotzdem kein glühender Verfechter der Originalklang-Bewegung ist.
Die Ergebnisse der Originalklang-Fetischisten klingen ja auch wirklich oft fragwürdig bis lächerlich. Umso erfrischender wirkt es, wenn sich Abbado mit seiner angeblich "konservativen" Einstellung dem Thema nähert. Das Ergebnis ist erfrischend, aufregend und sinnlich zugleich. Der italienische Maestro trumpft mit den Berliner Philharmonikern auf, die spätestens seit Karajan Beethoven-geübt sind und technisch noch nie Schwierigkeiten mit seinen Partituren hatten.
Die Symphonien werden hier mit allen Wiederholungen gespielt, was keine ungefährliche Variante ist, da sie leicht "langweilig" werden kann. Doch Abbado behält stets den musikalischen Überblick. Rutschte er früher (vor allem bei der ersten Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern) oft in die die Beiläufigkeit ab, so scheint er hier wie ausgewechselt. Jede einzelne Passage klingt spannend, dynamisch, nicht zu schwermütig - und klassisch im besten Sinn des Wortes; nicht langweilig oder beamtenhaft stur.
Die Aufnahmetechnik der DG dürfte übrigens einen großen Aufschwung erfahren haben. Im Beiheft steht zwar eine Menge über KHz und Sampling usw. - aber egal! Das Ergebnis kann sich hören lassen. So gut hat schon lange keine DG-Scheibe mehr geklungen.
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