Selbstverliebte Sektierer

Mogwai sind großspurig, narzißtisch, Meister der Überheblichkeit - und sie behandeln Damon Albarn schlecht. Mit "Rock Action" liegt nun ihr neues Album vor. Die darauf enthaltene Musik rechtfertigt das Verhalten der Band vollends - und Mogwai-Zeichentrickfiguren braucht man auch nicht zu befürchten.

"Rock Action"? So ein Titel klingt zunächst höchst befremdlich, läßt Gedanken an Spandex-Hosen, dreiminütige Gitarrensoli und ähnliches aufkommen. Er ist aber ganz einfach mit dem Hang zu Ironie und Sarkasmus zu erklären, der im Umfeld von Bands wie Arab Strap und Mogwai eben sehr verbreitet ist.

Auch dieser Titel ist nämlich wieder einer jener Seitenhiebe, mit denen sich Mogwai in den vergangenen Jahren viele Freunde gemacht haben. Mit gezielten Rundumschlägen gegen die gesamte britische Musikszene (vor allem Blur), die Queen oder Tony Blair hatte die Band einen Stammplatz in den Schlagzeilen diverser Zeitschriften. Im Gegensatz dazu stand immer ihre Musik, die stets ohne Worte auskam und die Songs für sich selbst sprechen ließ.

Im Jahre 2001 ist einiges anders. Konsequenterweise dient nun auch die Stimme als Instrument; sich wiederholende Textfragmente bahnen sich ihren Weg durch reduzierte Arrangements. Es überwiegen ambiente Strukturen, und man fühlt sich an Meister wie Godspeed You Black Emperor oder Slint erinnert. Jedes Stück wird zerlegt, um es dann wieder von neuem aufzubauen. Bezeichnend ist der Eröffnungs-Track "Sine Wave", in dem sich eine verhaltene Keyboard-Melodie schrittweise aus einer wahren Wand von Störgeräuschen heraushöhlt. An die Laut-Leise-Dynamiken und exzessiv übereinander geschichteten Gitarrenspuren der Vorgänger "Young Team" und "Come On Die Young" fühlt man sich nur noch selten erinnert ("You Don´t Know Jesus"). Das sehr bedrückende letzte Stück "Secret Pint" versinkt dann schließlich einfach irgendwo im Nichts.

Allerdings ist diese Prozession durch melancholiegetragene Klanglandschaften sehr schnell zu Ende; intensiv ist sie aber allemal. Nur wie soll man das Ganze nun nennen - Post-Rock oder Drone-Rock etwa? Nein, wir halten uns an die Vorgabe von Mogwai: es ist "Rock Action"!