Mit ihrem Album "Amor" schlagen Heinz Tronigger und Michael Kreiner alias Madrid de los Austrias die Brücke von Wien nach Malaga und verschmelzen traditionelle spanische Musik mit dynamischen elektronischen Beats.
Heinz Tronigger alias DJ Don Zanuste ist in der Wiener Szene längst kein Unbekannter mehr; schließlich steht der gebürtige Kärntner als Veranstalter hinter den renommierten Sunshine-Events in der Wiener Meierei und dem Roxy, organisierte im Vorjahr das Sequence-Network-Festival und ist auch an den Label-Aktivitäten von Sunshine Enterprises maßgeblich beteiligt. Sein Partner Michael Kreiner, der schon mit Falco auf der Bühne stand und nebenbei das letzte Album von Nigel Hayes produzierte, gilt als einer der gefragtesten Studiomusiker des Landes.
Gemeinsam sind sie Madrid de los Austrias, ein Name, der die starke Bindung zu Spaniens Kultur und Musik deutlich machen soll. "Wir lieben die andalusische Landschaft, das Klima und den Rotwein - dort liegt einfach Musik in der Luft" schwärmt Tronigger im Interview. Er spricht vom Blick aufs Meer, der Anmut der Landschaft, dem grellen Weiß der Häuser. Und der Glanz in seinen Augen verrät, daß es sich dabei um eine ehrliche Leidenschaft handelt und nicht, wie man vielleicht vemuten könnte, um einen geschickten Marketing-technischen Schachzug, der berechnend mit Fernwehgefühlen sonnenhungriger Mitteleuropäer spielt.
Der Vorwurf der Beliebigkeit ist dennoch nicht von der Hand zu weisen, denn die folkloristischen Elemente fungieren bestenfalls als schmuckes Beiwerk zur Garnierung konventioneller Rhythmen und Produktionsschemata, wie man sie (gerade in Clubs wie der Meierei) zuhauf serviert bekommt. Wiener Kaffeehaus-Groove inna Spanish Stylee, sozusagen. Aber Madrid de los Austrias geht es gar nicht um bemühte Authentizität, und "Amor" soll auch kein Weltmusik-Soundtrack sein. Am besten, man versteht das Album als einen naiven und unbefangenen Versuch, moderner elektronischer Musik einen "alternativen", aber nicht zwanghaft "exotischen" Flavour zu verleihen. Im Hinblick auf den Unterhaltungswert ist das sicherlich geglückt: Flamenco-Gitarren, Footclaps und Kastagnetten schmiegen sich zwischen gerade und ungerade Beats, Tradition trifft auf Moderne, und das alles im warmen, lockeren Groove.
In Summe schmeckt "Amor" nach Instant-Gute-Laune für Zwischendurch, ist leicht verdaulich und hinterläßt keinen üblen Nachgeschmack, auch wenn der musikalische Nährwert als eher gering bezeichnet werden muß. Eine schöne, harmlose Sommerplatte also, bestens geeignet für ausgedehnte Autofahrten entlang einsamer, sonnenbestrahlter Küsten, oder einfach ein verfrühter Urlaubs-Soundtrack, der mediterranes Flair in Österreichs Clubs und Wohnzimmer zu zaubern vermag. Zumindest, bis einen die nächste Schlechtwetterfront wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt...
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