Alles andere als primitiv klingt das neue Album von Soulfly, der Band rund um den charismatischen Sänger Max Cavalera. Der Titel "Primitive" bezieht sich eher auf die Herangehensweise an die Musik: kein elendlanges Herumtüfteln an den Songs, keine auf Hochglanz produzierten Tracks, sondern Musik, die aus dem Bauch kommt und den Gefühlszustand von Cavalera widerspiegelt.
Soulfly gehören zu den wenigen Bands, denen es gelingt, heutzutage noch ein aufregendes und völlig unpeinliches Metal-Album zu produzieren - und das ist zugegebenermaßen keine allzuleichte Aufgabe. Die Blütezeit der Rockmusik ist ja schon länger her, und gab es früher noch genug Diehard-Genre Fans, so wird man jetzt belächelt, wenn man sich als Rockpurist zu erkennen gibt.
Dabei war die musikalische Vielfalt nie größer als heute, sodaß gängige Genrebeschreibungen manchmal gar nicht mehr ausreichen. Rockbands werden von elektronischen Acts beeinflußt und umgekehrt. Natürlich entsteht bei soviel Crossover (viele wollen erfolgreich sein und verkaufen sich neuen Trends, ob die nun zu ihrer Musik passen oder nicht) auch genug Schrott. Doch zum Glück gibt es noch so etwas wie die paar Ausnahmen, die ihren Prinzipien treu bleiben, aber trotzdem nicht auf der Stelle treten und ihren Sound weiterentwickeln. Vor allem, wenn man keinen Groschen mehr auf Rockmusik gesetzt und von Bands wie Limp Bizkit und deren Boygroup-für-verzogene-Kinder-Image schon lange die Schnauze voll hat, wird man mit "Primitive" seine helle Freude haben.
Soulfly erfinden sich auf ihrem aktuellen Album nicht neu, setzen aber auf ihre gewohnten Qualitäten und liefern ein verdammt frisch klingendes Statement ab. Wer geglaubt hat, Max Cavalera wäre mit zunehmendem Alter ruhiger geworden, der irrt gewaltig. Auf "Back to the Primitive", dem Opener des Albums, schreit er sich in gewohnter Manier die Seele aus dem Leib und bestätigt auf eindrucksvolle Art, daß er wirklich ein Ausnahmesänger ist. Die meinsten Tracks sind ziemliche Kracher, und es bleibt nur selten Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Roh und aggressiv dröhnt die Musik aus den Boxen, wobei der scheinbar dreckige Sound hier - im Gegensatz zu unzähligen anderen Bands - nicht über fehlende Qualität hinwegtäuscht, sondern das Elaborat zu einem noch explosiveren Gemisch macht. Gerade heute, wo Musik oft zu clean und perfektionistisch erscheint, wo die ursprüngliche Idee und Intention häufig in den Hintergrund rücken, tut es verdammt gut, wieder einmal eine Band wie Soulfly zu hören. Trotz ihres brachialen Charakters besitzen die Songs teilweise erstaunliche Groove-Qualitäten und Ohrwurmcharakter.
Obwohl dieses Album Namedropping eigentlich überhaupt nicht nötig hat, sei an dieser Stelle noch erwähnt, daß unter anderem Chino Moreno von den Deftones (daß bei dieser Kooperation nur Gutes herauskommen kann, war eh von vornherein klar) und Sean Lennon kurz im Studio vorbeigeschaut haben. Ach ja, und die bekannten Tribal-Elemente dürfen natürlich auch nicht fehlen...
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