Stellen Sie sich vor, Sie schlafen abends in Ihrem gemütlichen Bettchen ein und erwachen plötzlich in einer ebenso surrealen wie lebensgefährlichen Umgebung. Was eine solche Überraschung in Sachen zwischenmenschliche Dynamik anrichten kann, zeigt der SF-Geniestreich "Cube".
Würde man einen x-beliebigen Regisseur aus Hollywood damit beauftragen, in 20 Tagen einen Film mit nur sechs Darstellern, einem einzigen, vier mal vier Meter großen würfelförmigen Raum und einem Budget von knapp 300.000 kanadischen Dollars zu drehen, dann würde der wahrscheinlich gleich das Handtuch werfen. Nicht so der Kanadier Vincenzo Natali - der mit diesem Film bewiesen hat, daß man auch ohne Riesenbudget oder sogenannte "Stars" qualitativ hochwertiges Kino machen kann.
"Cube" ist das erste Werk in Spielfilmlänge des gerade mal 28 Jahre alten Jungregisseurs, dessen Kurzfilme "Mouth", "Playground" und "Elevated" bereits bei diversen Festivals Aufsehen erregten. (Letzterer wurde sogar mit den Frühwerken von Cronenberg, Carpenter und Argento verglichen.) Bei "Cube" gelang es Natali, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einen neunzigminütigen paranoischen Reigen der Extraklasse zu inszenieren.
Es ist schon sehr, sehr lange her, daß ein Filmemacher dem Publikum eine komplett neue Geschichte vorsetzen konnte; dem jungen Kanadier gelingt dies jedoch ohne Probleme. Sechs Personen erwachen plötzlich - aus ihrem ganz alltäglichen Leben gerissen - und stellen fest, daß sie sich in einem Würfel befinden. Dieser besitzt sechs Ausgänge, einen am Boden, einen an der Decke und je einen an den Wänden.
Verunsichert und desorientiert machen sich die ratlosen Menschen gemeinsam auf den Weg, um den Würfel zu verlassen. Als sie jedoch feststellen, daß sich hinter jedem der Ausgänge nur ein weiterer würfelförmiger Raum verbirgt, und ebenso hinter dessen Türen, bemächtigt sich ein Panikgefühl ihrer verwirrten Geister, das in blankes Entsetzen umschlägt, als sie feststellen, daß in den Würfeln ein ausgeklügeltes System todbringender Fallen installiert ist. Nur eine der jeweils sechs Ausgangsmöglichkeiten hat nicht die Vernichtung des Benutzers zur Folge. Selbst nachdem sie eine vermeintlich funktionierende Methode entwickelt haben, diese Fallen zu umgehen, ist ihr Problem noch lange nicht gelöst, denn nun gilt es, den Ausweg aus dem Labyrinth selbst zu finden. Was als Schrecken für die Protagonisten beginnt, steigert sich zu einem kafkaesken Alptraumszenario, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt.
"Cube" stellt zweifelsfrei ein Science-Fiction/Fantasy-Highlight dieses Jahres dar, das man auf keinen Fall versäumen sollte - auch wenn der Film schon drei Jahre alt ist. Vincenzo Natali hat eine verdammt gute Geschichte gekonnt in Szene gesetzt und mit den phantastischen Effekten der Caligari Studios und der C.O.R.E. Digital Pictures angereichert.
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