Im Verdi-Jahr muß einfach jedes Plattenlabel dem Opernkomponisten seine Reverenz erweisen und möglichst einzigartige Neuerscheinungen liefern. Mit der Neuaufnahme des Requiems ist dies leider nur teilweise gelungen. Obwohl ein großartiger Dirigent und phantastische Sängerinnen dominieren, stören die männlichen Solisten.
Giuseppe Verdis Requiem wurde im Laufe der Tonträgergeschichte bereits von allen renommierten Dirigenten und/oder Sängern eingespielt. Dabei entstanden Produktionen, die nahezu unüberbietbar sind (z. B. die von Giulini oder Karajan). Bei der Philips wurde dieses Sakralwerk anläßlich des Verdi-Jahres mit Valery Gergiev eingespielt. Gergiev ist momentan einer der besten und interessantesten Dirigenten der Welt, was er auch mit dieser Aufnahme wieder beweist.
Interessant ist auch die Sängerbesetzung: Mit René Fleming und Olga Borodina wurde eine grandiose Damenriege aufgeboten. Fleming mit ihrem klaren Sopran und Borodina mit ihrem interessanten Timbre übertreffen alle Erwartungen. Gergiev stellt sie auf einen phantastisch gewebten Klangteppich; so schön war das "Ricordare" schon lang nicht mehr zu hören.
Ganz anders verhält es sich leider bei den Herren. Der nur auf dem Papier berühmte Andrea Bocelli liefert hier eine seiner bisher schwächsten Vorstellungen. Sein "Tenor" klingt flach, fahrig, instabil und unschön. Das so gern gehörte "Ingemisco" hört sich schwachbrüstig an; noch unangenehmer fällt der Mann in den Ensembles auf, wo er es sogar schafft, den Gesamteindruck zu stören. Der Baß Ildebrando d´Arcangelo hat zwar eine schönere Stimme, ist hier jedoch ebenfalls eine Fehlbesetzung. Zu Verdis Totenmesse gehört ein sonorer Baß, wie man ihn von Ghiaurov gewohnt war; D´Arcangelo klingt weder beeindruckend noch furchterregend.
Ganz großartig ist wiederum das Dirigat von Gergiev. Gemeinsam mit Orchester und Chor der Oper von Kirov gelingt ihm eine der besten Produktionen dieser Messe. Obwohl manchmal dynamisch und agogisch (tempomäßig) extrem, ist diese Aufnahme eine der schlüssigsten und durchgängigsten überhaupt. Mit Valery Gergiev hat die Philips einen echten Trumpf im Ärmel!
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