Der Großteil der in letzter Zeit erfolgreichen Musik, die auf harten Gitarren basierte, war der Spielart "New Metal" zuzuordnen, kam aus Amerika und biederte sich gleichermaßen bei weißen HipHop-Fans wie bei nachwachsenden Langhaarigen an. Als die schwäbische Modern-Metal-Institution Farmer Boys zum Major-Label wechselte, bestand Anlaß zu den schlimmsten Befürchtungen.
Die Pessimisten hatten auch einigen Grund zur Sorge. Schließlich mußte man ein weiteres Korn-Plagiat befürchten, da die Bauernburschen doch schon auf ihren beiden guten ersten Alben mit tiefergestimmten Gitarren und einer Wechseldynamik aus lauten und ruhigen Passagen operierten. Doch wie auf den angesprochenen Werken haben die Farmer Boys auch auf ihrem neuen Album "The World Is Ours" ihr Trademark behalten: die Affinität zu Sounds, wie sie Ende der achtziger Jahre von Depeche Mode produziert wurden. Die Gitarren sind hart genug geblieben, so daß auch hierin keine kommerzielle Ausrichtung zu erkennen ist. Die große Neuerung dieses Albums besteht schlichtweg in der Weiterentwicklung aller Bandmitglieder. Am deutlichsten fällt diese naturgemäß beim Sänger Matthias Sayer aus, der scheinbar endlich den Rat seiner Freunde beherzigt und einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht hat. Jenes Näseln und Nölen, das Sayers schon immer talentierter Stimme eine gewisse Penetranz verliehen hatte, vermißt man auf dem neuen Opus (eigentlich überhaupt nicht).
"The World Is Ours" ist ein ordentlich produziertes modernes Metal-Album, das allerdings mit Limp Bizkit, Slipknot und Co. nicht viel gemein hat. Die elf Songs sind sehr ausgereift und glänzen durchweg mit hymnischen Refrains. Das Zusammenspiel zwischen den Synthie-Sounds und den Stakkato-Riffs des momentan wohl besten deutschen Metalgitarristen, Alex Scholpp, ist noch einmal besser geworden; langsam erscheint auch der Vergleich mit Fear Factory nicht mehr blasphemisch. Das Album wurde sicherlich auch deswegen von Motor herausgebracht, weil die Plattenfirma an Chancen auf dem europäischen Markt und vor allem auch in Amerika glaubt. Nachdem das Label dort schon mit Rammstein beträchtliche Erfolge hatte, ist der Markt für deutsche Bands nicht mehr tabu - zumal man den Farmer Boys keineswegs anhört, desch wo sie herkommen, de Schwäbsche Alb ischt.
Einzelne Titel hervorzuheben, fällt bei sehr guten Alben immer schwer, so auch beim neuen Opus der Farmer Boys. Die Hymne "Farm 2000", in der die Band die nette Tradition fortführt, Apologien für Bauernhoftiere zu singen, versetzt einem allerdings schon bei ersten Hören Gänsehäute. Weiterhin können die Farmer Boys mit "End of All Days" und "Like a Dart in Your Face" glänzen, obwohl (oder gerade weil) bei diesen Songs die Grenze zwischen Kitsch und Pathos sehr schmal ausfällt.
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