Malerischer Schrecken

Waren Sie beim Schauen eines Animés schon einmal so richtig aufgeregt? Nein? Dann werfen Sie doch einen Blick auf "Perfect Blue". Spannung kann man nämlich auch zeichnen!

Ganze vier Jahre hat es gedauert, bis man auch im deutschen Sprachraum endlich in den Genuß von Miyazaki Hayaos grandiosem Animé "Mononoke Hime" kommen durfte. Mit Satoshi Kons nicht minder interessantem Psychothriller "Perfect Blue" ging es da dank des engagierten deutschen Labels Rapid Eye Movies schon erheblich schneller. Jetzt haben die Jungs aus Köln sich ein Herz genommen und feiern mit der DVD-Veröffentlichung des animierten Alptraums ihren Einstand in die Welt der digitalen Silberlinge.

Zur Handlung: Mima ist Lead-Sängerin einer äußerst erfolgreichen japanischen Girlieband. Eines Tages will sie ihren künstlerischen Horizont ein wenig erweitern und beschließt, sich künftig der Schauspielerei zu widmen, womit sie ihre Fans jedoch kräftig vor den Kopf stößt. Einen anscheinend ganz besonders - denn plötzlich taucht im Internet eine mysteriöse Homepage auf, auf der ihr Alltag minutiös geschildert wird. Normalerweise ist das bei beliebten Stars nichts Besonderes, doch in dem Online-Tagebuch kann man nicht nur nachlesen, was Klein-Mima draußen in der Welt treibt, sondern auch innerhalb ihrer eigenen vier Wände. Es geht sogar noch einen Schritt weiter, da der Betreiber der Page genau weiß, was sich in Mimas Kopf abspielt. Wirklich bedenklich wird die Situation jedoch erst, als die fiktiven Morde, die Mima in ihrer Fernsehserie begegnen, plötzlich zur Realität werden und die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit immer mehr verschwimmen. Tja, der (Alp-)Traum vom Showbusineß eben.

Satoshi gelingt es mit "Perfect Blue", erstmals in einem Zeichentrickfilm (wie das Genre im Volksmund heißt) richtige Psychothriller-Atmosphäre aufzubauen, sodaß man vor lauter Spannung stellenweise fast vergißt, daß da lauter kleine Cartoon-Japaner auf dem Bildschirm herumhuschen. B-Film-Genie Roger Corman meinte dazu: "Wenn Alfred Hitchcock mit Walt Disney zusammengearbeitet hätte, wäre dieser Film dabei herausgekommen."

Die DVD besticht vor allem durch gestochen scharfe Bildqualität sowie den hervorragenden Dolby-5.1-Surround-Sound und bietet neben der japanischen Originalversion mit deutschen Untertiteln auch eine synchronisierte Fassung für diejenigen, die es einfach nicht besser wissen. Ansonsten gibt es noch zahlreiche Bilder, den einen oder anderen Trailer sowie ein Interview (leider nur Texttafeln) mit Herrn Satoshi.

Wer immer noch glaubt, Zeichentrickfilme seien reiner Kinderkram (Ignoranten sterben anscheinend nie aus), den wird "Perfect Blue" zweifelsohne eines Besseren belehren - bietet er doch nicht nur gut anderthalb Stunden feinsten Nervenkitzel, sondern beweist ganz nebenbei, daß jegliches Genre selbst innerhalb der gezeichneten Grenzen eines Animationsfilms existieren kann, ohne an Qualität einbüßen zu müssen. Es geht scheinbar auch ohne Menschen aus Fleisch und Blut.

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