Hochofen-Rock´n´Roll

Linz galt immer schon als das Pflaster für harte Musik, doch die Hochblüte der Hardcore-Stadt schien in den 80ern zu sein. Target of Demand, Stand to Fall oder ExMachina erlangten damals große internationale Beachtung innerhalb der HC-Szene. Auch Deadzibel gibt es schon eine halbe Ewigkeit - und sie sind garantiert Grund genug, daß Linz seinen Ruf behält.

Dem noisig-melodischen HC der Anfangstage mischten Deadzibel mit jeder Veröffentlichung ein Quentchen härterer Klänge hinzu. Um diesen Weg konsequenter fortsetzen zu können, wurde 1996 ein zweiter Gitarrist dazugenommen. Und so entstand im Sommer 1999 nach einer 7-inch der erste lange Tonträger in neuer Besetzung, dessen Veröffentlichung sich aber noch bis zum Frühjahr 2000 verzögerte, da die Burschen schlicht kein Geld mehr für die Pressung hatten. Die netten Menschen vom Jurassic-Punk-Label übernahmen kurzerhand die Kosten für die Pressung; soviel Vertrauen gibt´s heutzutage nur mehr selten...

Da aber Jurassic Punk aus lauter Platten-Fetischisten besteht, hieß es jedoch: Vinyl only! Und so erschien "Some Brains Just Work That Way" als 12"-LP mit einer 7-inch als Beigabe, die zwei Coverversionen einer genialen Kyuss-Nummer und eines trashigen Poison-Idea-Stücks enthält, sowie eine Deadzibel-Nummer, die auf der LP scheinbar keinen Platz mehr hatte. Die 7-inch ist auf 500 Stück limitiert und von mit der Band befreundeten Künstlern und -innen in mühseliger Handarbeit verziert worden; jede Single also ein Unikat und Sammlerstück!

Die Musik auf "Some Brains..." zeigt sich als gelungene Mischung aus Kyuss-artigem Wüstenrock und Noise Marke Melvins, versehen mit gewaltiger Härte, die so manch freudige Erinnerung an Neurosis hochkommen läßt. Aber keine der Schubladen paßt für Deadzibel wirklich; eine derart eigenständige Musik hört man selten! Hier wird nichts kopiert oder imitiert, sondern gerockt, wie es die Whisky- und Kiff-Eskapaden zulassen.

Sänger Philipp überzeugt schon, wenn er seine deutsch-englisch-gemischten Texte schreit, aber noch genialer klingt es, wenn er melodisch singt. Philipps Stimme konnte man bis vor kurzem auch in einem Nebenprojekt des Sängers namens Porn to Hula bewundern; diese hatten ausschließlich Coverversionen im Programm, zwei Drittel davon aus der Stonerrock-Küche von Kyuss (von daher stammt wahrscheinlich auch die Nummer auf der beigelegten 7-inch).

Fürs breite Publikum sind die Härte- und Schrägheitseskapaden vielleicht nichts, aber wem so etwas zusagt, der wird Deadzibel lieben! Auch soundtechnisch kann "Some Brains..." so einiges. Aufgenommen wurde die Platte in den brachial!studios-Linz mit Tommi Paschinger, und das Ergebnis ist ein angenehm klarer, aber druckvoller Sound. Die 7-inch ist allerdings auf 33 rpm abzuspielen, und das macht sich leider auch in der Tonqualität bemerkbar. Aber vielleicht ist der dreckig-rotzige, trashige Sound ja Absicht...

Das Cover der LP ziert übrigens ein Mensch mit ekelhafter Hautkrankheit, der nicht jedem sonderlich gefallen wird. Aber was soll´s - Hauptsache, Deadzibel haben wieder einmal ein musikalisches Meisterwerk geliefert.

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