Die Top-Adresse für alternative, elektronische Sounds abseits des Mainstream ist zweifellos der im Wiener Flex beheimatete Dub Club. Vor kurzem feierte man sein 5-Jahres-Jubiläum, und aus diesem Anlaß gibt´s nun auch eine offizielle Compilation mit zahlreichen nationalen und internationalen Gratulanten.
"Dub" lautet jeden Montag das zentrale musikalische Thema, wenn der Dub Club im Flex seine Türen öffnet. Dabei ist unter Dub weniger eine klar definierte Musikrichtung als eine bestimmte Art von Vibe zu verstehen, die sich formal auf die Töne, Rhythmen und Sounds von Reggae bezieht. Die Klangtechniken von Dub, deren Ursprung in Jamaika zu finden ist, haben innerhalb des vergangenen Jahrzehnts verschiedene Spielarten von Underground-Musik wie Techno, House, HipHop oder Drum & Bass nachhaltig beeinflußt und dazu beigetragen, starre innermusikalische Grenzen aufzulösen. Dub ist allseits beliebt und präsent - die entstandenen Mischformen und Verschmelzungen sind vielfältig und bilden einen weit gesteckten, ausfransenden Rahmen, der von eher traditionell orientiertem Dub-Reggae im Stil der 70er Jahre über Ragga, Dancehall und Breakbeat bis hin zu Groove-Dynamiken rund um die gerade, technoide Bassdrum reicht.
Alles geht, solange es groovt. Das macht den Dub Club auch zu einem Ort stetiger Überraschungen und Grenzüberschreitungen, die beispielhaft für eine offenherzige Musikpolitik sind. Mit "Dub Club 2000 + 1 Love" wird ein repräsentativer Querschnitt aus heimischen und internationalen Acts offeriert, die den Club in den vergangenen Jahren beschallt haben: Neben local heroes wie Pulsinger/Tunakan, Stereotype, Aromabar und den Sofa Surfers sind auch Rootsman (UK), Akadelik, die Elektronauten (beide D) und die Cosmic Rockers vom New Yorker Organic-Grooves-Label verteten. Die insgesamt 16 Stücke auf dieser CD bilden einen homogenen Strom aus den diversen Derivaten von Dub, bei denen man sich nicht angestrengt-gelangweilt über geistigen Fortschritt auslassen muß, denn hier geht es ausschließlich um Musik. Gekonnte, bekiffte Musik. Mal von moderner Ästhetik, mal konventionell und brav, immer jedoch aus den geschützten Regionen von Wissen um Funktionalität, experimentellen Halbwahrheiten und technischen Verfeinerungen.
"Dub Club 2000 + 1 Love" besticht in erster Linie durch seine Verläßlichkeit. Ein freundliches Vertrauen wird erzeugt, mit dem ersten Ton beginnend, und setzt sich fort in einer Art, die den nächsten Track zur idealen Ergänzung des vorangegangenen macht. Wodurch man ständig zustimmend mitschwingt, zum Kopfnicker wird - und gleich mal einen Spliff rollt. Natürlich wird dazwischen auch mal gemogelt, mit leicht verständlichen Traditionen dieser und jener Musik gespielt, von deren Wirkung und Aussage Produzent wie Adressat gleichermaßen überzeugt sind. Solche Einigkeit zu erwecken, ist eine der praktikabelsten Funktionsweisen von Musik überhaupt. Auf unterschiedlichen Volume-Pegeln entwickelt "Dub Club 2000 + 1 Love" eine eigene Dynamik und erzielt variierende Effekte - während bei gedämpfter Lautstärke ein angenehmer, gleichmäßiger Flow suggeriert wird, erkennt man erst bei hochgezogenem Regler die Klänge in der Tiefe, sei es ein Rauschen oder ein leiser Akkord. Also rewind! Und vorher noch schnell einen Spliff rollen...