Psychopathen Ihres Vertrauens

Eine männermordende Nutte, ein waffenverrückter Ex-Agent, ein unter Amnesie leidendes Mädchen und ein gefährlicher Irrer - das sind die "Helden" des Playstation-Games "Fear Effect 2: Retro Helix". Nun kann man sich vielleicht vorstellen, wie die Bösen in diesem Spiel aussehen...

Wir schreiben das Jahr 2028. Die menschliche Rasse steht kurz vor ihrer Auslöschung. Schuld daran ist der sogenannte EINDS-Virus ("Environmentally Induced Nucleotides Degeneration Syndrome"). Diese Krankheit befällt innerhalb kürzester Zeit 700 Millionen Menschen und rafft diese dahin. Ein Heilmittel ist nicht in Sicht. Es wird angenommen, daß die Menschheit in ihrem ständigen Bemühen, die Welt und die eigene Spezies durch großangelegte genetische Manipulationen zu verbessern, dieses völkermordende Killervirus aktiviert und somit ihr eigenes Schicksal besiegelt hat.

Das Spiel beginnt damit, daß die drei Hauptakteure unter mysteriösen Umständen angeheuert werden, um drei verschiedene Gegenstände unbekannter Herkunft zu beschaffen. Zuerst sieht alles nach einem Routineauftrag aus, doch so einfach ist die Angelegenheit natürlich nicht. Schon bald zwingt das Schicksal die drei, ihre Fähigkeiten aufeinander abzustimmen, um die Welt vor einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe zu retten - denn die Kombination besagter Gegenstände stellt weitaus mehr dar als ein bloßes Heilmittel gegen die geheimnisvolle Krankheit EINDS.

Nach einem äußerst atmosphärischen Intro werden die Figuren vorgestellt, die es lebend ans Ziel zu bringen gilt: die männermordende und im Eigentum der Triaden stehende Nutte Hana Tsu-Vachel, ihre geniale, aber unter Amnesie leidende "Freundin" Rain Quin, der psychopathische Frauenschwarm Jakob "Deke" Decourt und der High-Tech-Waffenexperte Royce Glas.

Der Spieler wird abwechselnd in die chaotische Realität Hongkongs, in die furchterregende und verlorene Stadt Xi´an und schließlich auf Penglai Shan, die sagenumwobene Berginsel der Unsterblichen, entführt - um am Ende dieser phantastischen Reise Rains böser Schwester Mist gegenüberzustehen.

Je nachdem, welche Aufgabe gerade erledigt werden muß, steuert der Spieler eine der vier Figuren und versucht die Fähigkeiten der Protagonisten so gut wie möglich aufeinander abzustimmen. Das Interessante an "Fear Effect 2: Retro Helix" ist nämlich, daß jede Aktion Auswirkungen auf einen der anderen Charaktere haben kann. So ist es durchaus möglich, daß man zwar mit Hana ausreichend Munition hat, diese dann aber Deke fehlt - also sind Umsicht und Planung unbedingt gefragt.

Ein wacher und fixer Geist ist auch sonst von großer Wichtigkeit, da der Großteil des Spieles aus Rätseln besteht, die es teilweise ordentlich in sich haben. Die Lösungshinweise sind rar und gut versteckt, also kann man nicht einmal während der Zwischensequenzen wirklich abschalten, denn teilweise werden wichtige Tips genau dort preisgegeben.

Dank der Motion-FX-Technologie gehen das 3D-animierte Spielgeschehen und die Filmsequenzen nahtlos ineinander über. Die Atmosphäre des Spiels ist im allgemeinen recht bedrückend und düster, hat aber nichtsdestotrotz (oder vielleicht sogar gerade deswegen) eine fast hypnotische Wirkung. Bei der Steuerung gibt es keine allzu großen Probleme; sobald man sich daran gewöhnt hat, nötigenfalls alle Finger am Joypad einzusetzen, um dem tödlichen Kugelhagel zu entkommen, geht einem die Manipulation der Charaktere recht locker von der Hand. Das Game verdankt seine fesselnde Atmosphäre jedoch in erster Linie dem genialen Sound, der aus einschmeichelnden asiatischen Klängen besteht, die dem europäischen Ohr dennoch nicht fremd erscheinen; schließlich haben gerade Computer- und Videospieler mittlerweile ein Ohr für derartige Musik entwickelt.

Alles in allem ist "Fear Effect 2: Retro Helix" ein schillerndes Juwel seines Genres - und dies nicht zuletzt wegen der Nutte, ihrer vergeßlichen Freundin, dem Psychopathen und dem Ex-Agenten.

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