Ein Freund wie Perry

Der deutsche Autor Hubert Haensel hat die Handlung der ersten 700 "Perry Rhodan"-Heftromane zu einem Buch zusammengefaßt und aus der Perspektive des besten Freundes von Rhodan neu erzählt. Herausgekommen ist eine spannende Space-opera, die nicht nur erklärten Fans des Weltraumfliegers Freude machen wird - trotz des scheußlichen Covers.

Hartgesottene Literaten beginnen für gewöhnlich aus beiden Augen zu bluten, wenn der Name "Perry Rhodan" fällt. Mag sein, daß schlichter Neid die Ursache dafür ist, denn die Heftromanserie aus Rastatt gehört zu den erfolgreichsten Publikationen der Welt. Seit mehr als dreißig Jahren sorgt Perry Rhodan für verlegerisches Staunen. Kein anderes Buch, auch nicht die Bibel, kommt nur annähernd an die Gesamtauflage der deutschen Science-Fiction-Serie heran. Bislang sind mehr als 2000 Fortsetzungsromane erschienen. Zusätzlich zu den silbernen Hardcovers, in denen die Heftromane gekürzt zusammengefaßt werden und von denen bereits 70 Bände erschienen sind, bringt die Pabel-Moewig-Verlagsunion nun eine weitere Hardcover-Reihe auf den Markt, die "Kosmos-Chroniken." Der erste Band von Hubert Haensel beschäftigt sich nicht unmittelbar mit den Erlebnissen des kühnen Weltraumrecken, sondern mit den Abenteuern seines besten Freundes, Reginald Bull.

Aus der Sicht von "Bully" beschreibt Haensel auf 500 Seiten die "Vergangenheit der Zukunft": Im Jahr 3580 erinnert sich Bully an seine 1500jährige Geschichte, die mit der Landung der Stardust auf dem Mond beginnt und noch lange nicht zu Ende ist. Bully war mit von der Partie, als Rhodan den Arkoniden begegnete und mit deren Supertechnologie die Erdbevölkerung einte. Danach kam der "Aufbruch" der Menschheit in den interstellaren Raum. Rhodan löste ein von der Superintelligenz ES ausgestreutes kosmisches Rätsel und erhielt dafür als Belohnung die relative Unsterblichkeit in Form sogenannter Zellaktivatoren. Mit Reginald Bull an der Seite sicherte er den Frieden in der eigenen Galaxis, brach zur Nachbargalaxie Andromeda auf und verstrickte sich immer tiefer in wahrhaft kosmische Auseinandersetzungen. Heute spielen Entfernungen im Rhodan-Universum keine Rolle: als kosmischer Bote ist der amerikanische Ex-Astronaut mit der Erhaltung des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse beschäftigt.

Knapp ein Jahr brauchte Haensel, um den Inhalt von etwa 700 Heftromanen (vom ersten Roman "Unternehmen Stardust" bis zum sogenannten "Aphilie"-Zyklus, der mit Band 700 beginnt und eine Menschheit schildert, die ihre Gefühle verloren hat) zusammenzufassen und aus anderer Perspektive neu zu erzählen. "Neue Leser erhalten dadurch einen leichteren Einstieg in die unglaubliche Komplexität des 'Perry Rhodan'-Universums, während sich Fans der Serie auf zahlreiche neue Aspekte aus dem Leben eines der populärsten Helden freuen können", erzählt Haensel. "Dazu gehören sein Verhältnis zum anderen Geschlecht wie auch die Probleme, die aus seiner relativen Unsterblichkeit resultieren." Das Kunststück ist Haensel gelungen: zwar wird er für seine "Kosmos-Chroniken" nicht den deutschen Belletristik-Preis bekommen - dennoch ist der Roman ein handfestes Stück Unterhaltung, das nicht nur erklärte Fans der spcacigen Weltraumserie begeistern wird. Vor allem Leser der ersten Stunde, die teilweise mit Perry Rhodan groß geworden sind, werden sich über die Begegnung mit alten Bekannten freuen, deren Namen noch ohne erhebliche Zungenverletzungen ausgesprochen werden konnten (im Gegensatz zu den Protagonisten der aktuellen Heftromane).
Begonnen hat die Erfolgsgeschichte von Perry Rhodan übrigens im September 1960, als Walter Ernsting (vulgo Clark Darlton) und Karl-Herbert Scheer ihren kosmischen Helden mit einer whiskygetränkten Kopfgeburt zur Welt brachten. Während der Verlag die Serie mit dem Untertitel "Der Erbe des Universums" auf eine Länge von etwa 50 Bänden kalkulierte, flog Perry Rhodan über den Mond hinaus, einte die Menschheit mit der außerirdischen Technologie der Arkoniden und kämpft heute als Unsterblicher mit Kosmokraten und Superintelligenzen für Ordnung im Weltraum. Zu ihren besten Zeiten erreichte die aktuelle Erstauflage der Serie wöchentlich mehr als 200.000 Leser. Dazu kommen Taschenbücher, Hardcovers, Hörspiele, Plüschtiere und Lizenzausgaben in Frankreich, Spanien, Holland, Brasilien, Japan und Amerika. Auch eine Expedition ins Kino unternahm der umtriebige Sternenheld: Als eine der schwachsinnigsten Produktionen überhaupt hat der 1967 gedrehte Spielfilm "Perry Rhodan: SOS aus dem Weltall" zweifellos SF-Geschichte geschrieben (auf Video bei Taurus).

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Über den Autor:
Hubert Haensel, geboren 1952, ist hauptberuflich als Bankkaufmann tätig. Der erste "Perry Rhodan"-Heftroman des Science-Fiction-Fans (dessen Einstiegsdroge übrigens die klassische Comic-Serie "Nick, der Weltraumfahrer" war) erschien im März 1995. Seit 1979 veröffentlichte Haensel Heftromane in der (mittlerweile eingestellten) Rhodan-Schwesterserie "Atlan". Seit den 80er Jahren schrieb Haensel insgesamt 39 SF-Roman