Im Rahmen seiner "Elevator"-Serie beschert uns Curd Duca erneut eine faszinierende Reise ins Land der digital-analogen "Stimmungsmusik": ein wenig radikaler als seine Vorgänger und nach wie vor höchst empfehlenswert...
Bereits lange, bevor der gegenwärtig wieder verebbende Easy-Listening-Boom die internationalen Clublandschaften eroberte, widmete der Wiener Curd Duca dem Popkultur-Phänomen eine äußerst erfolgreiche Compilation-Reihe ("Easy Listening Vol. 1-4"), die in Österreich (traditionsgemäß) wenig bis gar kein Aufsehen erregte, sich jedoch in den Vereinigten Staaten regen Zuspruchs erfreute. Wesentlich interessanter als die somit beanspruchbare (trendtechnische) Vorreiterschaft Ducas erwies sich jedoch dessen progressiver Umgang mit den Möglichkeiten des Genres. Anstatt lediglich retroide Wiederaufgüße stilistischer Ikonen à la Burt Bacharach, Bert Kaempfert oder Herb Alpert zu liefern, verschmolz Duca den "easy going flow" des Genres mit experimentellen Untertönen und faßte diese in einen minimalistischen, elektronischen Rahmen, der eher an die Kompositionen eines Glenn Branca oder Fred Frith erinnerte. Dieser Konzeption blieb Duca auch bei seinen späteren Projekten ("8 oder 9", "Switched on Wagner") treu und führte sie mit der "Elevator"-Serie zu facettenreicher Vollendung. Für die Serie verließ Duca den "Konzeptkunst"-Kontext und gestaltete zugänglichere Stücke, die sich jedoch nach wie vor durch ein hohes Maß an Komplexität auszeichnen.
"Komplexität" ist auch das Leitmotiv von Ducas jüngstem Werk "Elevator 3". 48 Stücke mit einer jeweiligen Länge von zwei Minuten bis drei Sekunden bilden den formalen Rahmen und liefern ein schier unendliches Kaleidoskop elektronischer Minikompositionen. "Elevator 3" gestaltet sich als eine Art Reise ins auditive Unterbewußtsein des späten 20. Jahrhunderts und entzieht sich einer eindeutigen Kategorisierung. Zahllose Genres werden bedient (Bossa, Electro, Klassik, Volksmusik usw.), Dutzende Fragmente benutzt. Egal ob John Williams, Bossa-Beats, Blasmusik, Distortion-Geräusche, Mac-Intro-Sounds - alles wird von Duca eingesogen, transformiert, gecuttet, geloopt, verzerrt und in neue Zusammenhänge gefügt. Das Ergebnis ist ein stark fragmentiertes und manchmal "sperriges" Werk, das zwar leicht zu hören, aber unmöglich zu ignorieren ist. Wer also Entspannung und dennoch ein Quentchen Stimulation sucht, ist mit "Elevator 3" bestens beraten: ein bemerkenswertes Album eines ebenso bemerkenswerten Konzeptionisten! Sehr kaufenswert...
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