Fast jeder Musikliebhaber hat seine "beste Band der Welt". Für den Autor dieser Zeilen ist es die Alllstyle-Metal-Combo Waltari aus Helsinki, die seit über zehn Jahren mit unterschiedlichen Stilistiken jongliert und dabei auf jedem Album zwischen vier und zehn melodiöse Hymnen bietet. Ihren "Durchbruch" in ganz Europa hatten die vier Finnen im Jahre 1994 mit dem Hit "So Fine", einem Crossover-Stück, dessen Strophen von zwei lappischen Mädels "gejoicht" wurden.
Nachdem Waltari auch später immer wieder auf Angelit Tytöt ("Engelstimmen") als Background-Sängerinnen zurückgriffen, hatten die Musiker vor zwei Jahren die Idee, ein ganzes Album mit den Schwestern aus dem einsamsten Teil von Suomi aufzunehmen. Die Songs waren schnell geschrieben, die Aufnahme des Albums übernahm der Ex-HIM-Produzent Hiili, nun mußte nur noch eine Plattenfirma für das Meisterwerk gefunden werden. Weil die Verkaufszahlen des ersten regulären Studioalbums von Waltari bei deren neuer Plattenfirma edel aufgrund mangelnder Promotion enttäuschend waren, lehnte das Label die Veröffentlichung von "Channel Nordica" ab. Zum Glück erkannte man in Finnland selbst das Potential der 14 Songs, und die EMI sorgte im Juni dieses Jahres für den lang ersehnten Release der CD.
Auch auf dem Projektalbum mit Angelit beweisen Waltari und ihr Kopf Kärtsy Hatakka wieder ihre Fähigkeit, bei allem experimentellen Anspruch mit tighten Grooves und positiven, fast himmlischen Melodien auf den Punkt zu kommen, der Hits im Reich geschmackvoller Rockmusik ausmacht. Mit dem ruhigen "Tráveller" starten die sechs Musiker/innen auf eine Reise durch die Tradition samischer und finnischer Musik; didaktisch getragen von clever plazierten elektronischen Elementen (Breakbeats, Tranceteppiche) und von sehr kraftvollem Gitarrenriffing. Die Intensität der Songs entfaltet sich dem (auch mitteleuropäischen) Hörer von Anfang an, und selbst das stellenweise monoton anmutende "Joiching" der Lappland-Girls (etwa so: "Heja lola, Heja lo, Heja lolo, Lo la") paßt sich spätens beim zweiten Hördurchgang sehr gut in die Atmosphäre der Stücke ein. Mitten im Album findet sich der 2000er-Mix des Stücks, mit dem die Folk-Metal-Kollaboration einmal anfing: "So Fine", mittlerweile ein Electro-Metal-Kracher mit erneutem Hit-Potential. Der alles überragende Song kommt allerdings erst kurz vor dem Ende von "Channel Nordica" - mit "Stay Postive", dem legitimen Nachfolger zu Waltaris anerkannter Cure-Coverversion von "A Forest".
"Channel Nordica" ist kein Album für New-Metal-Freaks, die nur an Hypes aus Amerika interessiert sind. Vielmehr ist die neue Platte von Waltari (und Angelit) eine klangliche Expedition in ein einsames Land, dessen Menschen eine eigene Vorstellung von Feiern und "Good Vibrations" haben, oder, wie Kärtsy Hatakka im Booklet so treffend schreibt: "Lay yourself down to this unforgettable trip. We all are Travellers, always ready for departure." "Channel Nordica" ist in Österreich und Deutschland nur via Mailorder erhältlich; der Preis liegt bei etwa öS 280,-/40 DM, bestellen kann man die CD bei den Stupido Twins in Helsinki.
|