Gourmets in Gefahr

"Es kann als gesichert angesehen werden, und dazu bedarf es keiner Aufklärung: Ernährung ist tödlich! Denn jeder, der sich lange genug ernährt hat, ist bislang gestorben." In diesem Satz sehen die Verfasser das Motto jener selbsternannten Diätpäpste und Freß-Gurus, die uns das Leben schwer machen und jeden noch so unschuldigen Genuß vergällen.

Wie Udo Pollmer und Susanne Warmuth in weiterer Folge beweisen, sind viele von den Erkenntnissen, mit denen man uns quält, keineswegs wissenschaftlich gesichert, und so manche Studie wurde frisiert, um ihren Zweck zu erfüllen: die natürlichste Sache der Welt zu einem Problem zu machen - und damit zu einer Einnahmequelle für Experten auf diesem Gebiet. Als Folge davon wird die Gruppe von Menschen, die an Eßstörungen leiden, beständig größer.

Das Buch bietet alphabetisch geordnete Artikel zu den verbreitetsten "Wahrheiten" bezüglich Ernährung. Diese sind durch ihren süffisanten und flüssigen Stil gut lesbar. Interessant ist, was die Autoren zum Thema Alkohol zu bemerken haben: Wie mittlerweile zahlreiche Studien beweisen - die aus verständlichen Gründen nicht an die große Glocke gehängt werden - wirkt regelmäßiger Alkoholkonsum lebensverlängernd! Erst bei einem täglichen Quantum von 80g (entspricht einer Flasche Wein) erreicht der Trinker die Lebenserwartung eines Abstinenzlers. Wer noch mehr trinkt, mit dem geht es dann allerdings rapide abwärts. Aber immerhin, wer sich gerne mal ein Gläschen (oder ein paar mehr) gönnt, der kann dies ruhigen Gewissens tun.

Daß vermutlich der Wein die Ursache für die niedrige Herzinfarktrate in den Mittelmeerländern und insbesondere in Frankreich ist, war ja bereits bekannt. Auch unser Bier hat sein Gutes und kann mit Mineralstoffen und Spurenelementen aufwarten. Unangenehm ist nur die unschöne "Bierwampe". Diese ist weniger ein Produkt des hohen Kaloriengehalts von Bier, sondern wird durch östrogenähnliche Inhaltsstoffe im Hopfen ausgelöst. Im Klartext: Wer zuviel Bier säuft, verweiblicht; die passionierten "Kampftrinker" entwickeln teilweise gar eine Art Brustansatz.

Wer generell zu einem Bäuchlein neigt, sollte sich am besten damit anfreunden. Meist liegt es gar nicht an der übermäßigen Nahrungsaufnahme; im statistischen Schnitt essen "Fettleibige" sogar weniger als Menschen mit Normalgewicht. Sie verwerten die Nahrung einfach effizienter, - ein Mechanismus, der sich durch Diäten nur verstärkt.

Das Fazit: Nicht nervös machen lassen und auf die Signale des Körpers hören. Der Appetit ist ohnehin nicht durch Ratschläge und Ernährungstips steuerbar...

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Über die Autoren:
Udo Pollmer wurde 1954 geboren. Er ist als Wissenschaftsjournalist und Unternehmensberater tätig. Zudem ist er wissenschaftlicher Leiter des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaft. Die 1959 geborene Susanne Warmuth ist promovierte Biologin und arbeitet als Lektorin und Übersetzerin naturwissenschaftlicher und medizinischer Bücher.