Bei Namcos Fußballspiel "Liberogrande International" steuert man kein ganzes Team, sondern - wie im wahren Leben - nur einen einzigen Spieler.
Vor zwei Jahren versuchte die japanische Entwicklerfirma Namco mit dem Spiel "Liberogrande" etwas Innovation ins angestaubte Fußballgenre zu bringen. Anders als bei "FIFA", "ISS" & Co. steuerte man in diesem Game nur einen bestimmten Kicker. Auch beim Nachfolger "Liberogrande International" agieren zehn von elf Fußballern autonom, und der elfte wird vom Spieler gesteuert. Allerdings gibt es eine Einschränkung - denn wählt man den Halbautomatik-Modus, kann man per Knopfdruck Befehle an die anderen Mannen geben. Diese "Vorschläge" reichen von Passen über Schießen bis hin zur Grätsche - ob sie dann ausgeführt werden, liegt aber im Ermessen des Computers.
Das wirklich Innovative an "Liberogrande International" ist, daß der Spieler jede Position besetzen darf, die er sich wünscht, also Torwart, Verteidiger, Mittelfeldspieler oder Stürmer - und je nach Lust und Laune links oder rechts außen. Die Kamera zeigt immer das Blickfeld des geführten Spielers und ist hinter dessen Rücken plaziert. Sollte sich die Kamera einmal schlecht positionieren (was mehr als nur gelegentlich vorkommt), so muß man korrigierend eingreifen. Dies kann in der Hitze des Gefechts aber schon zu spät sein, und so passiert es immer wieder, daß man einen Paß verpaßt, weil man gerade nicht in die richtige Richtung schaut - wie im richtigen Leben eben.
Erschwerend kommt hinzu, daß die Bewegungen des Spielers leider etwas träge sind und man das Manko der Kameraführung leider auch nicht durch Schnelligkeit ausgleichen kann. Die Steuerung bietet außer den wichtigsten Aktionen wie flacher und hoher Paß sowie Schuß bzw. Tackling keine Finessen - was bedeutet, daß man keine Schwalben im Strafraum machen kann, um vielleicht den entscheidenden Elfer herausschinden zu können; hier hat man auf den Realismus leider vergessen.
Im Unterschied zum Vorgänger gibt es nun auch rote und gelbe Karten. Was passiert, wenn man eine der letzteren ausfaßt, kann man in fast jedem Fußballspiel sehen - man darf den Rest der Partie von der Tribüne aus verfolgen. Was die Spielmodi betrifft, so sind diese leider nur Standard. Man darf 32 Nationalmannschaften (mit abgewandelten Spielernamen, da keine offizielle Lizenz) in unterschiedlichen Liga- und Pokalvarianten aufs Feld führen. Zum Glück gibt es aber einen Spielereditor, mit dem man seinen eigenen Spieler erstellen (vorzugsweise alle Werte auf 10 hochschrauben!) und auf den Rasen schicken kann.
Graphisch ist das Spiel ganz in Ordnung; die Animationen sind passabel, aber es mangelt am Detailgrad und der Zuschauerdarstellung. Dafür hat sich Namco beim Sound so richtig Mühe gegeben, Hintergrundgeräusche zu erschaffen, bei denen sich einem die Zehennägel einrollen und dann abfallen. Kurzum kann man jedem Konsolen-Sportinteressierten nur empfehlen, sich ein "FIFA Soccer" zu besorgen, außer er will unbedingt erleben, wie es wirklich auf dem Feld der sportlichen Ehre zugeht - und da ist es bei weitem klüger, sich selbst ans runde Leder zu wagen.
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