Das heurige Verdi-Gedenkjahr verleitet die Plattenfirmen naturgemäß dazu, anlaßbezogene Tonträger auf den Markt zu werfen. Was des öfteren in einem musikalischen Fehltritt endet, erweist sich doch manchmal als Glücksgriff. Dank John Eliot Gardiner ist die Musikwelt um eine der besten Aufnahmen von Giuseppe Verdis "Falstaff" reicher.
Der Dirigent John Eliot Gardiner ist eine Art musikalischer Berufsgenosse von Nikolaus Harnoncourt. Er hat aber erkannt, daß nur "Nachahmen" nicht alles sein kann - und konnte Gott sei Dank seinen eigenen Weg finden.
Angefangen hat er als Dirigent mit dem einzigartigen Monteverdi-Chor; sein Orchester wurde dabei das Ensemble English Baroque Soloists. Mit ihm und dem daraus hervorgegangenen Orchestre Révolutionnaire et Romantique hat er mittlerweile ein bereits recht großes und interessantes Repertoire eingespielt. Daneben schmücken noch musikalische Ausflüge mit beispielsweise den Wiener Philharmonikern seinen Lebensweg.
Im Rahmen eines Gastspiels im Festspielhaus Baden-Baden wurde die Shakespeare-Komödie mit Musik von Giuseppe Verdi aufgeführt und anschließend auch aufgenommen. Gardiners Konzept war hierbei, mit ebenso unbekannten wie exzellenten Sängern ein einheitliches Ensemble zu formen, was ihm perfekt gelang. Die Sänger namentlich aufzuzählen, wäre an dieser Stelle Platzverschwendung. Sie sind einheitlich superb; keiner stellt sich in den Vordergrund, keiner bleibt blaß im Hintergrund.
Und was Gardiner dem Hörer mit seinem Ensemble beschert, ist Klangluxus pur. Das Orchester ist hörbar klein besetzt (bei den Streichern), und doch gelingt es dem Maestro, die prachtvolle Instrumentierung darzustellen. Alles ist bis ins letzte Detail ausgefeilt, ohne daß dabei der Gesamtzusammenhang abhanden kommt. Den Monteverdi-Chor braucht man nicht extra zu erwähnen; Kenner wissen, daß es sich um einen der besten Chöre der Welt handelt. Die Aufnahmetechnik der Philips ist mehr als gelungen - so plastisch, räumlich und sauber ausbalanciert war schon lange keine Aufnahme mehr zu hören.
Insgesamt liegt mit diesem "Falstaff" also nicht nur ein denkwürdiges Ereignis auf Tonträger vor, sondern auch ein Höhepunkt innerhalb des musikalischen Lebensweges Gardiners. Damit hat man auch Giuseppe Verdi eine großartige Referenz erwiesen.
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