Christina Ricci geht "In stürmischen Zeiten" auf die Suche nach Glück, Geborgenheit, Liebe und einem Ticket nach Amerika - ein liebenswertes Spiel der Emotionen.
In einem russischen Dorf lebt ein kleines Mädchen in einer jüdischen Gemeinde, liebevoll umsorgt von Vater und Großmutter - Fragmente einer glücklichen Kindheit, viel Natur, faszinierte, große Kinderaugen. Aber eines Tages verabschiedet sich der Papa auf Nimmerwiedersehen. Der Grund: Aus dem Westen nähern sich die Bastarde mit den Hakenkreuzen. Und schon bald setzt die Großmutter das Kind auf einen Karren, der es durch schreckliche Szenen der Unmenschlichkeit nur knapp zu einem Hafen schafft, wo sich die Kleine schließlich mutterseelenallein einschifft. Statt Amerika wird aber Großbritannien angesteuert. Von nun an heißt das Mädchen Suzie, wird nach allen Regeln britischer Disziplin von Pflegeeltern erzogen, entdeckt ihr Talent zum Singen und folgt schließlich - mittlerweile hervorragend zum Äußeren von Christina Ricci herangereift - einem Bühnenengagement nach Paris. Dort lernt sie die russische Tänzerin Lola (Cate Blanchett) kennen; Lola freundet sich mit ihr an und zieht in ihre kleine Wohung. Die schöne, langbeinige, blondgebleichte Lola ist ganz vernarrt in den süditalienischen Opernstar Dante (John Turturro) - mit Geschick angelt sie sich den Mann und erfreut sich fortan schöner Kleider, guter Nahrungsmittel und zahlreicher Parties. Suzie aber ist anders - sie fühlt sich unwiderstehlich zu dem schweigsamen Zigeuner Cesar (Johnny Depp) hingezogen, dessen Sippe sie sogleich aufnimmt. Aber dann wird auch Paris von der Stupiditätspest Nazideutschlands heimgesucht. Die Zigeuner werden gejagt und mißhandelt, der jüdische Theaterdirektor Perlmann (Harry Dean Stanton) muß seine Bühne schließen, und Suzie, nun ohne Job, singt als Straßenkapelle vor den Toren von Nazi-Events. Dante und Lola dagegen stellen sich auf die neuen Gegebenheiten ein. Und weil Dante einst von Suzie zurückgewiesen wurde, schwebt sie bald in akuter Gefahr. Wird sie es nach Amerika schaffen, um endlich ihren Papa wiederzusehen?
Sally Potters Film ist eine gefühlvolle, selten manipulative Romanze. Das Gute im Menschen ist zentrales Thema der Geschichte, und im Endeffekt bekommt jeder, was er verdient, was uns wohl sagen soll, daß es Gerechtigkeit auf der Welt gibt. Die Darsteller sind höchst erlesen - Christina Ricci, Cate Blanchett und John Turturro sind hier ein unschlagbares Gespann. Nur Johnny Depp, der sich mit feurigem Schnurrbart zu hohem Roß durch die Gegend schweigt, wirkt als unfreiwillig karikierte Anlehnung an seine Rolle in "Don Juan de Marco" leicht deplaziert.
"In stürmischen Zeiten" ist kein großartiger Film, aber eine sehr menschliche und nur selten menschelnde Geschichte, die man sicher genießen kann, wenn man in romantischer Stimmung ist und sich gerne von den doch recht traurigen Schicksalen der Charaktere berühren läßt. Man kann sich wahrscheinlich aber auch tödlich langweilen.
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