Lizenz-Games sind Mist, meistens jedenfalls; nur Ausnahmespiele wie "Goldeneye" lassen einen doch immer wieder Hoffnung schöpfen. Tritt jedoch die tödliche Kombination von Disney Interactive und Lizenz auf, kann man die Hoffnung getrost zum Teufel jagen.
O Mann! Der Horror von Disneys "Dinosaurs" ist endlich in einen nicht genützten Teil meines Gehirns verbannt worden und vertreibt sich dort die Zeit mit den dämonischen Erfahrungen, die der gequälte Autor dieser Zeilen mit Spielen wie "Surf Riders", "Spirit of Speed" oder "Star Wars: Jedi Power Battles" machen mußte. Doch mir wird keine Entspannung gegönnt. Unter Androhung körperlicher Gewalt durch den EVOLVER-Chefredakteur und örtlichen Oberdämonen nahm ich also "Buzz Lightyear of Star Command" mit nach Hause - und machte mir mit dem Gedanken Mut, daß es ja gar nicht so schlimm wie "Dinosaur" werden konnte.
Und es ist tatsächlich nicht schlimmer. Aber leider auch nicht besser. Der Unfug beginnt schon mit dem Hintergrund des Spiels. Man muß mit Buzz wie ein Irrer eine Rennstrecke entlangdonnern, kleine grüne Männchen retten und Münzen einsammeln. Am Ende der Strecke wartet dann der jeweilige Endgegner, den es zu verhaften gilt. Diesen Typen verfolgt man nämlich bis zum Ende der Strecke, weil man ihm vorher nichts tun darf. Warum? Weil man abwarten muß, bis er versucht zu flüchten, bevor man ihn verhaften kann. Logisch, oder? Aber stellt die Tatsache, daß man den Heini eine ganze Strecke lang verfolgt, nicht eigentlich schon einen Fluchtversuch dar? Ich glaube, ich denke zuviel nach...
Überraschenderweise ist der erste Eindruck, den das Game macht, ein sehr positiver. Die Grafik von "Buzz Lightyear" sieht nämlich für die Playstation nicht schlecht aus. Hier sind keine Computer-gerenderten 3D-Figuren die Stars, sondern handgezeichnete Toon-Helden à la "Looney Tunes Space Race" oder "Wacky Races". Die Strecke und die Figuren sind sehr sauber gezeichnet und animiert und geben keinen Anlaß zur Klage. Dummerweise endet dieser erste, positive Eindruck in dem Moment, wenn das eigentliche Rennen beginnt.
Ziel in einem Rennspiel ist es ja bekanntlich, irgendwie so schnell wie möglich eine Rennstrecke zurückzulegen. Und auf das Irgendwie kommt es bei "Buzz Lightyear" besonders an. Der geplagte Spieler sollte sich schleunigst nach einer alternativen Möglichkeit umsehen, die Strecke zu bewältigen, denn mit der Steuerung dieses Games ist das leider nicht zu bewerkstelligen. Das Ding ist so bescheiden programmiert, daß es die meiste Zeit schwerfällt, eine gerade Linie zu laufen und nicht wie ein Besoffener in der Gegend herumzutorkeln. Die Münzen, die man unterwegs einsammelt, dienen übrigens nicht nur dem Ankauf von Waffen, sondern auch als Schlüssel für abgesperrte Teile der Strecke - d. h. wenn man nicht genügend Münzen hat, ist auf einmal ein Hindernis im Weg, das zeitaufwendig umlaufen werden muß.
Das Voice-Acting wird nicht von Tim Allen erledigt, sondern von Patrick Warburton, der auch für die Stimme in der neuen Buzz-Zeichentrickserie verantwortlich ist. Warburton ist zwar nicht schlecht, doch kann er seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen. Und die Hintergrundmusik von "Buzz Lightyear" gehört mit zum Schrecklichsten, das einem in den letzten Jahren zu Ohren gekommen ist. (Und immerhin leben wir in einer Zeit, in der Leute wie Britney Spears, Ricky Martin und Jennifer Lopez "Musik" machen dürfen.) Die einzige Möglichkeit, diesen Mist zu ertragen, besteht darin, den Ton auszuschalten.
"Buzz Lightyear" ist zwar keine Katastrophe kosmischen Ausmaßes, aber immer noch grauenhaft schlecht. Egal wie man zu den "Toy Story"-Filmen steht, diese Abscheulichkeit haben sie sich nicht verdient. Wer seine Kinder unbedingt mit Buzz Lightyear verwöhnen muß, ist mit einigen Actionfiguren sicher besser dran. Immerhin kann man bei denen die Bewegungen zumindest eingeschränkt kontrollieren.