Gute Zeiten

Schon wieder Reggae? Dann kennst du wohl nur Bob, Coffee-Shop-Musik oder den einen oder anderen Heuler, von mittelmäßigen DJs verlegt... Mister Brooks, das darfst du glauben, steht als Garant für unborstigen und dennoch luftig groovenden Reggae der Sonderklasse.

Mike Brooks, das unbeschriebene Blatt - außer für Reggae-Freaks vierten Grades. Seit den Roots-Zeiten (ca. seit Anfang 1970) gilt diese "Antwort Jamaikas auf Curtis Mayfield" eher als Mann im Hintergrund, der die Karrieren unzähliger Talente pushte, anstatt das Rampenlicht für sich zu beanspruchen. Es erschien nur eine Handvoll Aufnahmen dieses phantastischen Produzenten & Falsetto-Sängers, die Moll Selekta auf "Just the Vibes 1976-1983", einer extrem empfehlenswerten Kompilation von zeitlosen Roots-Songs, teilweise wiederveröffentlichte.

Neben Hymnen wie "Money Is Not All" oder "Holy Jah Jah" finden sich auf "Just the Vibes" auch zwei rare Lee-Perry/Black-Ark-Versionen, von denen jedes Soundsystem begeistert sein wird: "Solid Ground" und "Changes". Gastsänger wie der 1999 verstorbene Jah Lloyd ("Green Bay Massacre") oder der Black Uhuru-Sänger Don Carlos ("Have A Nice Time") brillieren über Produktionen von Mike "Edmond" Brooks. Wer sich mehr über den undurchsichtigen Reggae-Dschungel informieren will, sei auf das exzellente Büchlein aus der ansonsten verachtenswerten Reihe "The Rough Guide" verwiesen. ("Reggae - The Rough Guide", von Steven Barrow & Peter Dalton). Barrow, Linernotes-Schreiber für den Bunch der Wiederveröffentlichungen (Trojan, Blood & Fire, Pressure Sounds...) besticht mit diesem Guide durch eine kompakte Faktenvielfalt, die sich dem Genre übersichtlich und kompetent annähert.

Was uns hier angeboten wird, ist ein deeeepes Meisterwerk einer unterschätzten Größe des sich schier ins Unendliche expandiert habenden Reggae-Markts. Die dritte Veröffentlichung des beinahe rührseligen Hamburger Reggae-Reissue-Klein-Labels Moll Selekta erweist sich wiederum als Glücksgriff im Kleefeld der bollernden Bässe.